Öffentlicher Verkehr:Auf Knopfdruck ratlos

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Der Bezirksausschuss Westschwabing fordert verständlichere Ticketautomaten, die MVG sieht dafür keine Notwendigkeit

Nicht jeder beherrscht das Kurzstrecken-ABC. Vier Haltestellen innerhalb der Stadtgrenzen, aber nur maximal zwei mit S- oder U-Bahn - das auszurechnen, überfordert selbst so manch eingefleischte Kunden der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Und wie ist das doch gleich mit den Ringen, Zonen, Räumen? Das öffentliche Verkehrsnetz in und um München ist nicht nur in 16 Ringe aufgeteilt, es gibt auch einen Innenraum und mehrere Außenräume mit jeweils unterschiedlichen Ticketangeboten. Dazu kommt die Qual der Wahl zwischen Streifenkarten, Single- und Gruppentagestickets, Mehrtages-Karten. Vor allem Touristen tun sich schwer, die komplexe Tarifstruktur der MVG zu durchblicken. Wer über ein Smartphone verfügt, ist fein raus: Er braucht nur das Fahrziel einzugeben und erhält schon das günstigste Ticket.

An den Fahrkartenautomaten aber funktioniert diese komfortable Berechnung nicht. Der Westschwabinger Bezirksausschuss wollte das geändert wissen und forderte in einem von den Grünen initiierten Antrag das Umstellen der Fahrkartenautomaten auf "smarte" Geräte. Künftig sollte es ausreichen, wenn der Fahrgast weiß, wohin er will, um zu erfahren, wie viel er bezahlen muss. Dankbar für diese Verbesserung, argumentierten die Lokalpolitiker, seien sicher auch ältere Menschen.

Doch bei der Münchner Verkehrsgesellschaft ist man skeptisch. Man habe sich bei Einführung der Touchscreen-Automaten vor sechs Jahren "bewusst gegen eine Zielortwahl mit hinterlegten Preisangaben entschieden", sagt Günter Schmid, Ressortleiter im Bereich Verkehrsservices. Ein Fahrkartenautomat, der gleichzeitig als Fahrplanauskunft dient, würde weitere Schnittstellen im System nötig machen und wäre für das Unternehmen deutlich teurer. Kosten, die letztlich die Fahrgäste zu tragen hätten. Vor allem aber müsse in einem Großstadtsystem eine schnelle Abwicklung des Ticketverkaufs gesichert sein; die Münchner Fahrkartenautomaten seien extrem ausgelastet. "Insofern sieht die MVG es derzeit kritisch, wenn kaufwillige Fahrgäste, die sich schnell versorgen möchten und müssen, mit informationsbedürftigen Nutzern in Konkurrenz stehen."

Man werde das Thema einer "zielorientierten Tarifauswahl" aber weiter beobachten, verspricht Günter Schmid. Und das Thema dann gegebenenfalls in Überlegungen einer Tarifstrukturreform einfließen lassen.

© SZ vom 28.04.2016 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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