ÖDP:Artensterben und Handykonsum

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Die ÖDP hat nach eigenen Angaben 6000 Plakate im ganzen Stadtgebiet geklebt, andere Parteien wesentlich weniger. (Foto: Jan A. Staiger/oh)

Die ÖDP will mit bewährten Veranstaltungsformaten zu speziellen Themen punkten

Sechs Prozent. Das erklärte Ziel der ÖDP ist hoch gesteckt - aber nicht zu hoch, wie Thomas Prudlo findet. Der Spitzenkandidat der stets in orange werbenden Ökopartei geht davon aus, dass der Erfolg seiner Partei vor allem von zwei Problemen gebremst wird: dass viele Wähler fürchten, bei einer kleinen Partei ihre Stimme zu verschenken, und dass die ÖDP weniger Aufmerksamkeit in den Medien erfährt als die prozentmäßig stärkere politische Konkurrenz. Prudlo sieht seine Partei als "Katalysator", als politische Kraft, die glaubhaft mit jeder demokratischen Partei koalieren könne. Die ÖDP tritt in jedem der neun Münchner Stimmkreise mit einem eigenen Direktkandidaten an, Prudlo selbst zählt ebenso dazu (in Schwabing) wie die Stadträtin Sonja Haider (Pasing).

Den Wahlkampf bestreitet die ÖDP mit Dingen, "die sich bewährt haben", wie Prudlo sagt: Veranstaltungen zu speziellen Themen vor allem, über den Handykonsum von Kindern, die schwindende Artenvielfalt oder, noch in dieser Woche, ein Vortrag zur Ökologie im privaten Alltag. Prudlo selbst hält Vorträge über die ÖDP selbst, unter dem Motto "Wen wählen?".

Zum klassischen Repertoire der ÖDP zählt der politische Kampf über Volks- und Bürgerentscheide, und da lieferte in den vergangenen Monaten die Debatte über das Bienensterben den Rückenwind, um ein schon seit Längerem geplantes Volksbegehren anzustoßen: gegen das Artensterben. Die Unterschriften werden auch im Wahlkampf gesammelt, in zwei Wochen, also noch vor der Landtagswahl, sollen die Unterstützerlisten eingereicht werden. Weitere Schwerpunkte der ÖDP sind die "konzernfreie Politik", also eine größere Unabhängigkeit der Parteien von den Unternehmen, die "Gemeinwohlökonomie" als Alternative zu Sozialismus oder Neoliberalismus und das Alleinstellungsmerkmal "analoge Kindheit", also ein Zurückschrauben der Dominanz von Tablet und Co. in der Bildungspolitik.

In München stehen die "sozialen Verwerfungen im Mietwohnungsbau", wie es Prudlo nennt, im Vordergrund. Die ÖDP will den Zuzug in die Metropole einbremsen, indem schlicht weniger neue Arbeitsplätze entstehen sollen. Stattdessen soll das platte Land attraktiver werden. Letztlich verursache die Wachstumsspirale eine Verdrängung der Alten und Ärmeren.

© SZ vom 19.09.2018 / dh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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