Stadt am Rand:Endstation Paketautomat

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Seit nunmehr zwei Wochen kommt eine Postkundin nicht an ihr Päckchen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Wohl dem, der einen freundlichen Nachbarn hat, der Pakete entgegennimmt, sollte man mal nicht zu Hause sein, wenn der DHL-Mann klingelt. Ansonsten gibt es ja in vielen Orten seit bald 15 Jahren die Packstationen, die DHL mit dem Versprechen bewirbt, dass man an diesen riesigen gelben Automaten "jederzeit", also an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr, seine Sendung dort abholen kann. Wenn sie denn funktioniert, diese elektronisch gesteuerte Paketausgabe.

Eine Oberhachingerin musste nun die leidvolle Erfahrung machen, dass der Service ohne Personal doch nicht immer das Wahre ist. Wollte sie doch ein Paket mit einem neuen Mantel für ihren Mann der Packstation Nummer 146 entnehmen, ganz so wie die Post sie per Karte aufgefordert hatte. Nur leider ließ sich der Kasten nicht öffnen. Auf Nachfrage teilte man ihr mit, das Paket lagere in der nahen Filiale, da der Automat kaputt sei. Leider wusste man am Schalter nichts von der Sendung. Bei der ersten Nachfrage nicht, bei weiteren auch nicht, zumal die Post die Frau mehrfach aufforderte, endlich ihr Paket abzuholen. Die Kundin vermutete daher: Die Sendung liegt noch in der Packstation, und das mittlerweile seit zwei Wochen.

Das könne nicht sein, meinte DHL auf Nachfrage zunächst, musste dann aber nach eigener Recherche zugeben: Die Frau hat Recht. "Da war etwas gründlich schief gelaufen", räumte ein Sprecher ein, "es tut uns wirklich leid."

Die Sache hatte sich offenbar so zugetragen: Bis vor kurzem gab es in der Oberhachinger Bahnhofsstraße 36 eine Packstation mit der Nummer 146. Die wurde inzwischen entfernt und durch ein neues Modell in der Bahnhofsstraße 1 ersetzt, das ebenfalls die Nummer 146 zugewiesen bekam. Das war solange kein Problem, bis ein starker Regen die Elektronik der neuen Station außer Kraft setzte. Dies wurde rasch einem Techniker gemeldet, der umgehend dort die Sendungen entnehmen sollte. Nun ist die Post so modern, dass sie gar keine Türen öffnen muss, um in ihre Stationen zu schauen, sondern dies rein virtuell tut. Dabei stellte der Techniker fest: Nichts drin in der Nummer 146, die Reparatur hat also Zeit. Dumm nur, dass er in die alte Packstation geschaut hat, in der ja nichts mehr lagern konnte, da es sie ja gar nicht mehr gab. Für die neue hat sich dann auch keiner mehr interessiert, weil sie ja defekt war. DHL hat inzwischen das Problem erkannt und will in diesen Tagen die Packstation reparieren und die Pakete herausholen. Den Mantel braucht die Kundin übrigens nicht mehr. Ihr Mann hat sich inzwischen einen anderen gekauft.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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