Obergiesing:Skelettierte Leiche in Wohnung gefunden

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  • In Obergiesing haben Feuerwehrleute die Leiche eines 80-Jährigen gefunden.
  • Er starb wohl eines natürlichen Todes und lag offenbar bereits seit zwei Jahren tot in seinem Bett.

Von Thomas Schmidt

Niemand scherte sich um das Schicksal des alten Mannes. Kein Mensch nahm Notiz davon, dass er eines Tages einfach verschwand. Nun haben Einsatzkräfte der Feuerwehr die Leiche des 80 Jahre alten Münchners in Obergiesing gefunden. Er lag tot in seinem Bett - und das schon sehr lange.

Als die Feuerwehr am vergangenen Sonntag in seine Wohnung eindrang, war nur noch das Skelett des Rentners übrig. Das letzte Lebenszeichen, von dem die Polizei sicher weiß, datiert auf den Sommer 2016. Offenbar starb der Mann kurze Zeit später eines natürlichen Todes, vermuten die Ermittler.

Niemand bemerkte, dass bis zu zwei Jahre lang eine Leiche in dem Schlafzimmer lag. Der letzte Mensch, der den Rentner nachweislich noch lebend gesehen hat, ist laut Polizei der Vermieter der Wohnung an der Weißenseestraße. Im Sommer 2016 machte er sich Sorgen um den alten Mann, weil er ihn schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Er bat die Polizei um Hilfe. Doch als die Beamten zur Wohnung kamen und klingelten, war der Rentner noch wohlauf, berichtet das Präsidium am Dienstag.

Zwei Jahre vergingen, die Miete wurde weiter pünktlich überwiesen, erklärt eine Polizeisprecherin, dann sorgte sich der Vermieter erneut. Doch dieses Mal öffnete niemand die Tür, als Einsatzkräfte erneut vor der Wohnung standen. Die Feuerwehr verschaffte sich daraufhin gewaltsam Zugang zur Wohnung und fand die skelettierte Leiche auf dem Bett.

Die verlassenen Zimmer seien "recht vermüllt" gewesen, berichtet eine Polizeisprecherin, aber auch nicht so sehr, dass man von einer typischen Messie-Wohnung sprechen könne. Hinweise auf ein Verbrechen fanden die Ermittler keine. Sie stießen auch auf keine Spuren von möglichen Angehörigen des Mannes, heißt es im Polizeibericht. Offenbar fanden die Beamten nicht einmal Familienfotos. Der Rentner war ledig, lebte allein. Und er starb allein.

Der einsame Tod des Mannes aus Obergiesing ist kein Einzelfall. Das zuständige Fachkommissariat der Münchner Polizei schätzt, dass etwa zweimal im Jahr eine Leiche gefunden wird, die länger als zwei Monate unentdeckt blieb - Mordopfer nicht mitgezählt. Nicht jeder Fund landet im Pressebericht der Polizei und damit in der Zeitung. Zuletzt wurde im März 2017 der Tod einer alten Frau in Mittersendling publik. Ihre Fernsehzeitschrift lag aufgeschlagen auf dem Tisch, als die Polizei in die Wohnung eindrang. Das Magazin zeigte das Programm für den April 2015, in diesem Monat muss die 91-Jährige gestorben sein. Fast zwei Jahre lang lag sie unentdeckt in ihrem Zimmer. Auch auf dem Land werden Tote bisweilen erst sehr spät gefunden: Im Markt Heimenkirch im Allgäu lag ein toter Mann drei Jahre lang unbemerkt auf dem Dachboden eines Hauses, bis ihn die Tochter des Eigentümers zufällig fand.

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