Oberbürgermeister Ude:Ein Münchner Bart erobert Istanbul

Oberbürgermeister Ude unterstützt an diesem Wochenende seinen Kollegen Mustafa Sarigüls in Istanbul. Dort ist eben sein "Best-of-Ude-Bändchen" auf Türkisch erschienen.

Jan Bielicki

Mustafa Sarigüls Gesicht ist glatt rasiert. Das weist den Bürgermeister des Istanbuler Bankenstadtteils Sisli nach gängigem türkischen Bartdresscode als Vertreter der säkularen Linken aus. Doch in seinem Wahlkampf wird ihm an diesem Wochenende ein überzeugter Schnurrbartträger aus München beistehen: Christian Ude wird neben dem lokalen Amtsträger auf dem Dach eines Busses zwischen Sislis Hochhäusern herumfahren und nebenbei den Türken erzählen, woher er sein unter der Nase sprießendes Markenzeichen hat - nämlich aus der Türkei.

Udes Münchner Geschichten erscheinen auf türkisch. (Foto: Foto: Haas)

Den Münchnern hat der OB diese Geschichte aus seinen "Verfrühten Memoiren" schon oft vorgetragen, für die Istanbuler gibt es sie jetzt auf Türkisch: "Kirmizi Köprüde Kurtlari Beklerlen" - auf Deutsch: "Wie ich in Kirmizi Köprüde auf die Wölfe wartete" - heißt das "Best-of-Ude-Bändchen" (Ude), das er in Istanbul vorstellen wird, natürlich nicht auf Türkisch.

Selbstverständlich erzählt er darin jene Geschichte vom Jungjournalisten Ude, der einst in tiefwinterlicher Osttürkei wilden Wölfen nachstellte, dabei Freunde fürs Leben fand - und Gefallen am haarigen Gesichtsschmuck.

Vor allem aber will Ude Sarigül unterstützen. Der ehrgeizige Stadtteil-Bürgermeister hat kürzlich im Zorn die in kruden Nationalismus abdriftende Oppositionspartei CHP verlassen, er hat einen armenischen Stellvertreter und unterstützt auch die große katholische Kirche im Stadtteil. Es gebe hier, mitten im islamischen Istanbul, sogar eine nach Papst Johannes XXIII. benannte Straße, freut sich Ude über "eine Politik multireligiöser Toleranz". Die Botschaft, das ist klar, geht auch in Richtung München.

© SZ vom 31.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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