OB Ude:"2009 wird ein Jahr der Ungewissheiten"

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OB Christian Ude sieht München für die Finanzkrise gut gerüstet. Die Stadt investiert in Kultur, Kinder und Verkehr.

Berthold Neff

Noch ist München finanziell in bester Verfassung - doch falls sich dies 2009 ändern sollte, rechnet Oberbürgermeister Christian Ude mit steigender Arbeitslosigkeit, weniger Steuereinnahmen und wachsender Armut in der Stadt. Angesichts der globalen Finanzkrise sei 2009 "ein Jahr der Ungewissheiten", sagte Ude am Montag bei seiner Jahresvorschau. Zugleich kündigte der OB an, dass die Stadt ihre hohe Investitionstätigkeit selbst in Zeiten der Krise aufrechterhalten wolle, um so die lokale Wirtschaft anzukurbeln.

Vorarbeiten für Olympia: Christian Ude will 2009 die Münchner Bewerbung perfekt machen. (Foto: Foto: dpa)

Im Vergleich zum nun auslaufenden Jahr, das vor allem die Feiern zum Stadtjubiläum prägten, werde 2009 "ein ganz normales Arbeitsjahr", sagte Ude. Allerdings müssen dabei auch die Weichen für die nächsten Feste gestellt werden - etwa für 2010, wenn zunächst der Ökumenische Kirchentag und danach die Festwochen "200 Jahre Wiesn" anstehen. Und es gilt, die städtische Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 zu perfektionieren.

Bis zum Oktober 2009 muss die Bewerbung offiziell angemeldet sein und kurz darauf - im März 2010 - ist beim Internationalen Olympischen Komitee schon die erste Bewerbermappe einzureichen - mit relativ genauer Planung.

Da München nach wie vor äußerst attraktiv sei, werde der Wohnungsbedarf weiter zunehmen, prognostizierte Ude und kündigte an, dass die Stadt auch künftig versuchen werde, ihr deutschlandweit größtes kommunales Wohnungsbauprogramm zu stemmen. Dabei jedoch, so Ude kritisch, sei "die Mitwirkung der Privatwirtschaft unerlässlich". Er könne es nicht begreifen, dass sich große Münchner Unternehmen ohne Not von ihren Wohnungsbeständen getrennt hätten, "um sich lukrativere Anlagemöglichkeiten zu suchen, die erst mit höheren Renditen locken und dann mit erschütternden Wertverlusten deprimieren".

In Freiham startet 2009 der Wettbewerb für den 1. Bauabschnitt mit etwa 3000 Wohnungen, für die Messestadt Riem wird das Ergebnis des Wettbewerbs für den 4. Bauabschnitt mit knapp tausend Wohnungen erwartet. Weiterer Wohnraum wird auf dem Gelände der ehemaligen Luitpoldkaserne sowie auf dem Agfa-Gelände entstehen. Auch sonst wird die Stadt in diesem Jahr ihr Gesicht verändern. Neue Plätze (vor dem Mira-Einkaufszentrum und vor dem Kirchenzentrum auf der Nordheide) entstehen, andere wechseln ihre Gestalt. Der Platz der Opfer des Nationalsozialismus soll so umgebaut werden, dass er gegen den Verkehr besser abgeschirmt ist und ein würdiges Forum für öffentliche Veranstaltungen bietet.

Auch die großen Verkehrsprojekte der nächsten Jahre müssen nun in die Gänge kommen. Das betrifft den Umbau des Hauptbahnhofs, der rechtzeitig für 2018 fertig sein soll, aber auch die zweite S-Bahn-Stammstrecke, bei der für zwei Abschnitte die Planfeststellungsbeschlüsse anstehen. Vor Jahresende wird auch die neue Trambahn 23 von der Parkstadt Schwabing zur Münchner Freiheit rollen, wo die Fahrgäste dann in den modernisierten U-Bahnhof umsteigen können. Bis sie allerdings über eine neue U-Bahnstrecke weiter bis zur Implerstraße brausen können, wird noch einige Zeit vergehen. Diese "Bypass-U-Bahn" sei sicher nötig und müsse "auf längere Sicht" in Angriff genommen werden, sagte Ude.

Viel Geld steckt die Stadt wie auch schon bisher in Schulen und Kindertagesstätten (2009 sollen 1637 neue Betreuungsplätze entstehen) sowie in die Sanierung und den Neubau von Kulturbauten: 52 Millionen Euro für das Lenbachhaus, knapp 80 Millionen Euro für das Deutsche Theater. Am 1. April eröffnen die Domagk-Ateliers im Münchner Norden, im Herbst folgt die Stadtbibliothek Neuhauser Trafo, die erste von drei neuen Mittelpunktsbibliotheken. Viel Arbeit kommt auch auf das Sozialreferat zu. Die Wohngeldreform wird doppelt so vielen Münchnern wie bisher Entlastung bei den Mieten bringen. Wer bereits Wohngeld bezieht, darf mit einer Erhöhung um etwa 60 Prozent rechnen.

© SZ vom 30.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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