OB-Kandidatin Nallinger:Grüne wollen autofreie Innenstadt

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Allzu viel los ist schon heute nicht mehr auf den Straßen des historischen Stadtkerns: Warum also nicht gleich von Autos befreien? OB-Kandidatin Sabine Nallinger strebt eine "Altstadt für Flaneure" an. Protest kündigt sich schon an.

Dominik Hutter

Sendlinger Straße, Dienerstraße, Schrammerstraße - so intensiv wie derzeit ist im Rathaus schon lange nicht mehr über eine Erweiterung der Münchner Fußgängerzone diskutiert worden. Und geht es nach den Grünen, ist das erst der Anfang. Peu à peu könnte der gesamte Bereich innerhalb des Altstadtrings autofrei werden, findet Stadträtin Sabine Nallinger, die das Thema zusammen mit Parteichefin Katharina Schulze vorantreiben und auch im Wahlkampf spielen will. "Die Zeit ist reif", findet die OB-Kandidatin. Ziel sei die "Altstadt für Flaneure" - ein Zentrum, das zu einem gemütlichen Aufenthalt einlädt. "Schließlich stehen wir im Städtewettbewerb."

Die Grünen wollen schrittweise immer mehr Straßen im Zentrum für den Autoverkehr sperren. (Foto: Stephan Rumpf)

Allzu viel los ist schon heute nicht mehr auf den Straßen des historischen Stadtkerns. Der Verkehr gen Altstadt ist in den vergangenen zehn Jahren um die Hälfte zurückgegangen. Präsent sind die Blechkisten trotzdem - im Stillstand am Straßenrand. Den Wegfall der Laternen-Parkplätze hält Nallinger denn auch für besonders wichtig. In den Parkhäusern sei schließlich - außer zur Weihnachtszeit - noch jede Menge Platz.

Illusionen, dass auch die Parkhäuser rasch verschwinden, macht sich die Politikerin nicht. "Die werden uns noch die nächsten zehn bis 20 Jahre erhalten bleiben", sozusagen als Altlast aus autofixierteren Zeiten. Die Betonburgen sollen daher zunächst erreichbar bleiben, "allerdings auf dem kürzesten Weg."

Die vielen kleinen Durchfahrten, die Damenstiftstraße zum Beispiel, aber auch die südliche Sendlinger Straße und das Tal, will Nallinger jedoch zur Disposition stellen. Nach dem Prinzip: einfach mal ausprobieren. "Man muss die Straßen ja nicht sofort umbauen", findet die Politikerin. Es reiche aus, im ersten Schritt probeweise ein Zufahrtsverbot auszuschildern - und dann abzuwarten, was passiert.

Radfahrer sollen die Altstadt auch künftig passieren dürfen, ebenso wie Trambahn und Bus. Nur die Autos, die in der Altstadt ohnehin nur noch einen Verkehrsanteil von zehn Prozent haben, sollen weichen. Für Anwohner, Behinderte und Lieferanten müsste über Ausnahmen nachgedacht werden.

Gebaggert werden soll freilich trotzdem in der Altstadt - die Grünen träumen davon, den Münchner Flaneuren die teilweise ziemlich verbauten Plätze zurückzugeben, innerhalb wie außerhalb des Altstadtrings: den Max-Joseph-Platz etwa, der durch eine schneckenförmige Tiefgaragenzufahrt dominiert wird, den Isartorplatz, und auch den Stachus - dort soll die Querung der Sonnenstraße einfacher und vor allem komfortabler werden. "Der Fußgänger darf nicht länger der Getriebene sein", findet Nallinger. Auch ein Rückbau der Sonnenstraße dürfe kein Tabu sein, und dass die Situation rund um den Altstadtringtunnel unbefriedigend ist, sei ja hinlänglich bekannt.

Heftige Proteststürme der Geschäftsleute erwartet die Politikerin nicht. Nallinger hat bei Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass auch die meisten Laden- und Restaurantbesitzer für eine autofreie Altstadt zu haben wären. Zumal sich die von Geschäftsleuten gegründete "Interessensgemeinschaft Tal" erst kürzlich dafür stark gemacht hat, in der Achse zwischen Isartor und Altem Rathaus überhaupt keine regulären Parkplätze mehr auszuweisen.

Für Münchens Stadtplaner ist das Thema autofreie Altstadt kein Neuland: In den Schubladen des Planungsreferats schlummern schon seit vielen Jahren Konzepte für eine Aufwertung des Zentrums. Politisch gewollt war der "große Wurf" bisher allerdings nicht. Auch der jetzige Vorstoß ist noch nicht mit dem Koalitionspartner SPD abgesprochen.

© SZ vom 26.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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