Nußbaumpark:Fußball-WM statt Kulturstrand

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Der Nußbaumpark hinter dem Sendlinger Tor an der Matthäuskirche. Hier soll es bald Bands und Bildschirme geben. (Foto: Stephan Rumpf)

Einen Kulturstrand wird es in diesem Jahr definitiv nicht geben. Nun wollen die Urbanauten stattdessen im Nußbaumpark ein etwas anderes Public Viewing zur Fußball-WM veranstalten. Fans könnten ihre eigenen Fernseher mit in den Park bringen.

Von Thomas Anlauf

Einen Kulturstrand wird es in diesem Jahr definitiv nicht geben. Die Urbanauten um Benjamin David hatten bereits im vergangenen Herbst angekündigt, dass der für den Kulturstrand in diesem Jahr vorgesehene Standort, der Nußbaumpark am Sendlinger-Tor-Platz, wegen der nahen Kliniken nicht für lautere Konzerte geeignet sei. Jetzt plant David allerdings kurzfristig doch noch eine Veranstaltungsreihe in der Grünanlage.

"Hinter den Hecken das Paradies" heißt das neue Projekt, das während der Fußball-Weltmeisterschaft im Nußbaumpark stattfinden soll. Die Idee ist es, an den Fußballabenden mit deutscher Beteiligung und drei bis vier weiteren Abenden die WM-Spiele nicht nur auf einer kleinen Leinwand, sondern vor allem auf bis zu 20 normalen Fernsehern im Park zu zeigen. Fußball-Fans können voraussichtlich auch ihre eigenen Fernseher mit in den Park bringen.

Es soll also ein etwas anderes Public Viewing werden, das den Veranstaltern vorschwebt. Dazu soll es auch Konzerte von regionalen Bands wie Kofelgschroa, Aloa Input und Käptn Peng geben. Nachmittags werden außerdem jeweils sechs bis acht Teams der interkulturellen Straßenfußball-Liga "Bunt kickt gut" in der Grünanlage nahe der Kirche St. Matthäus gegeneinander antreten.

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Die Sache hat allerdings noch ein paar Haken. Bislang hat sich offenbar noch kein Gastronom gefunden, der die Finanzierung der Veranstaltungsreihe übernehmen will. Bei elf Wirten hat David bislang angefragt, zwei sind offenbar noch in der engeren Auswahl. In den vergangenen Jahren hatten die Urbanauten beim Kulturstrand einen festen Catering-Partner, nun soll wohl ein Gastronom das finanzielle Risiko mittragen, die Urbanauten konzentrieren sich vor allem auf die Veranstaltungen. Doch die Zeit drängt: Bereits an diesem Donnerstag beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Zwar sagt David, dass er die Veranstaltung auch kurzfristig auf die Beine stellen könnte, doch ohne Wirt als Finanzpartner hat die Sache für ihn keinen Sinn.

Klinikleitung befürchtet "erhebliche Konflikte"

Auch ist noch offen, ob das zuständige Kreisverwaltungsreferat den neuen Plänen der Urbanauten zustimmt. Am Dienstag verständigte sich das KVR mit dem für Lärm zuständigen Umweltreferat über das Thema. Grundsätzlich gibt es einen Stadtratsbeschluss, wonach die Urbanauten in diesem Jahr ihren Kulturstrand im Nußbaumpark veranstalten könnten. Allerdings ist unklar, ob auch das neue Konzept genehmigt wird. Denn die problematische Situation auf dem Gelände hat sich nicht geändert.

Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität gibt es strenge Auflagen für Veranstaltungen. Verstärkeranlagen dürfen nicht in Richtung Kliniken gerichtet sein, tagsüber dürfen 60 Dezibel, von 20 bis 22 Uhr 55 Dezibel Lautstärke nicht überschritten werden - aus Rücksicht auf Patienten.

Im November hatte sich deshalb die Klinikleitung in einer E-Mail an die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat gewandt. Man befürchte "erhebliche Konflikte", sollten im Park abends Konzerte stattfinden. Die Klinikchefs hatten der Stadt deshalb gedroht, "gegebenenfalls rechtliche Schritte" einzuleiten, sollte es im Nußbaumpark ein dreimonatiges Kulturfestival mit regelmäßigen Konzerten geben.

Trotzdem stimmte Ende November der Stadtrat mit knapper Mehrheit gegen eine kurzfristige Verlegung des Kulturstrands in diesem Sommer an den Vater-Rhein-Brunnen. "Seitdem arbeiten die Urbanauten im engen Kontakt mit dem KVR an einer kleinen Lösung für den Nußbaumpark", sagt Benjamin David. Denn angesichts der vom Klinikum angedrohten rechtlichen Schritte würden sich die Urbanauten "nicht in der Lage sehen, Investitionen von 70 0000 bis 80 000 Euro in einen dreimonatigen Kulturstrand im Nußbaumpark zu stecken, der gegebenenfalls kurzfristig abgebrochen werden muss".

Der kleinere WM-Kulturstrand soll nun am kommenden Montag, 16. Juni, eröffnet werden - pünktlich zum ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal. Wenn bis dahin kein Wirt gefunden ist, wird das Wohnzimmer-Public-Viewing wohl trotzdem noch ausfallen.

© SZ vom 11.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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