NS-Dokuzentrum:Offen für Veränderungen

Lesezeit: 2 min

Direktorin Irmtrud Wojak über die Konzeption des NS-Dokuzentrums und mögliche Kooperationen mit anderen Einrichtungen.

Monika Maier-Albang

Die Historikerin und Holocaust-Expertin Irmtrud Wojak ist Gründungsdirektorin des NS-Dokuzentrums. Wojak hatte zuletzt in Bad Arolsen die Forschungsabteilung eines der größten Archive über die Opfer der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs geleitet. Vor einer Woche zog sie nach München um.

Irmtrud Wojak ist Gründungsdirektorin des NS-Dokuzentrums. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Wie gefällt Ihnen der Entwurf?

Wojak: Das ist eine gute Wahl. Dass die Architektur einen Kontrapunkt setzt und sich nicht anpasst an den Grundriss des "Braunen Hauses", ist ein wichtiges Signal. Unsere Aufgabe wird nun sein, die architektonische Öffnung auch konzeptionell umzusetzen.

SZ: Entstehen soll bis 2013 ein "Informations- und Lernort". Was soll hier wie gezeigt werden?

Wojak: Wir werden uns natürlich orientieren an dem Konzept, das der wissenschaftliche Beirat des Zentrums erarbeitet hat. Es sieht drei Schwerpunkte vor: die Frühphase des Nationalsozialismus in München, dann die sogenannte Regimephase und die Nachkriegsgeschichte nach 1945, die viele Themen beinhaltet: Wie sich München mit der eigenen Geschichte auseinandergesetzt hat. Die NS-Prozesse, die in München stattgefunden haben. Die Menschen, die aus dem Exil zurückgekehrt sind, Juden wie auch politische Emigranten, mit denen sich die Bundesrepublik insgesamt nicht leicht getan hat.

SZ: Wen wollen Sie ansprechen: jung, alt, Touristen, Einheimische?

Wojak: Am besten alle. Die Münchner und die Menschen aus dem Umland. Wobei es mir auch wichtig ist, dass die Ausstellung internationales Niveau erreicht.

SZ: Könnte man Kombi-Besuche anbieten: in der Gedenkstätte Dachau, bei Ihnen an der Briennerstraße und in der Synagoge am St. Jakobsplatz als Zeichen des Neuaufbruchs?

Wojak: Eine Kooperationen mit der KZ-Gedenkstätte in Dachau wollen wir in jedem Fall. Man könnte zum Beispiel "Wege von München nach Dachau" entwickeln im Sinne einer Spurensuche, etwa zum Thema NS-Täter oder Widerstand. Natürlich hoffe ich auch auf eine Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum. Zudem möchte ich auf der Forschungsebene mit dem Holocaust-Museum in Jad Vaschem kooperieren, ebenso mit anderen deutschen Archiven und den beiden weiteren Dokumentationszentren in Bayern, in Nürnberg und am Obersalzberg.

SZ: Wie verhindert man, dass eine Ausstellung, in der NS-Exponate gezeigt werden, glorifizierend wirkt?

Wojak: Dass wir den Nationalsozialismus nicht musealisieren werden, versteht sich von selbst. Es wird ja oft gesagt, man müsste die Geschichte brechen. Ich denke, man muss sie erklären, also in den Texten klare Aussagen treffen. Mein Ziel ist auch, ein Ausstellungskonzept zu entwickeln, das Veränderungen zulässt. Die Forschung entwickelt sich weiter und deshalb wird es auch kein Ende der Geschichte geben.

© SZ vom 10.03.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: