Nockherberg:"Genau richtig durch den Kakao gezogen"

Lesezeit: 2 min

Wie die Politiker mit der Kritik in Fastenpredigt und Singspiel umgehen - eine Umfrage auf dem Nockherberg.

Stephan Handel

Das, Herr Bundeswirtschaftsminister, wird bis zum nächsten Mal noch mal geübt: Nach dem Singspiel, wenn die Parodierten zu den Parodierenden auf die Bühne steigen, dann nehme man gefälligst den Maßkrug mit. So muste Karl-Theodor zu Guttenberg die vier Stufen noch mal nach unten klettern. Er tat dies aber mit der gleichen Schneidigkeit, mit der er um 19.01 Uhr den Saal betreten hatte - tut mir leid für die Verspätung, aber ich bin nun einmal wichtig.

wenn die Parodierten zu den Parodierenden auf die Bühne steigen, dann nehme man gefälligst den Maßkrug mit: Markus Söder und Claudia Roth auf der Bühne. (Foto: Foto: dpa)

Später fand er sich "genau richtig durch den Kakao gezogen". Insgesamt jedoch war eher die Bußpredigt des Barnabas Thema der Diskussionen an den Biertischen: "Angemessen" war dabei das meistgehörte Wort.

Horst Seehofer hatte einen "Brückenschlag in die Welt" erkannt, und dass so etwas am Nockherberg ein großes Risiko darstelle. Christian Ude meinte, das sei nicht lustig gewesen, nicht amüsant, sondern dem "sozialen Skandal angemessen", während Kultusminister Ludwig Spaenle dem Bruder Barnabas bescheinigte, er werde seinem Vorbild, dem barocken Bußprediger Abraham a Santa Clara immer ähnlicher. Insgesamt aber, so Spaenle, sei die Rede "runder als letztes Jahr gewesen".

"Der Krise angemessen"

Grünen-Chefin Claudia Roth hatte zu Beginn ertragen müssen, für die Fotografen von Peter Ramsauer umarmt zu werden, was auch diesem größeres schauspielerisches Talent abzuverlangen schien. Später sagte Roth, Michael Lerchenberg habe in seiner Predigt "sehr viel Geist" transportiert. Auch Karin Stoiber fand den Barnabas "der Krise angemessen". Dass Horst Seehofer im kommenden Jahr am Austragstisch für ehemalige Ministerpräsidenten sitzen werde, weil er dann auch schon über 60 sei, das glaube sie nicht.

Florian Pronold, bayerischer SPD-Chef im Bundestag, fand die Predigt im Vergleich zum vergangenen Jahr "härter und deswegen besser". Und Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon nannte besonders den Ausstieg bemerkenswert: ein Zitat von Kurt Eisner, für dessen Befürwortung ein CSU-Politiker vor nicht allzu langer Zeit per Radikalen-Erlass aus allen Ämtern entfernt worden wäre. Nur Edmund Stoiber blieb sich treu, erkannte nicht die Kritik an seiner Person, seiner Politik und seiner Partei, sondern freute sich vor allem, dass dem Steinmeier gscheid eingeschenkt worden war.

Veronika von Quast hatte lange Jahre im Singspiel Renate Schmidt gegeben. Nun, als Gast, meinte sie, Lerchenbergs Predigt sei sehr gut gewesen: "Man kann keine Witzeleien machen in Zeiten wie diesen." Chris Dercon, Chef im Haus der Kunst, hatte nur sieben Wörter: "Kein Zynismus, keine Ironie, to the point." Und Theo Waigel war beim Verlassen des Nockherbergs auch zufrieden - fast: "Mehr Guttenberg, weniger Söder - das wäre mir lieber gewesen."

© SZ vom 03.04.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: