Neues Konzept:Lochbihler übernimmt die Schrannenhalle

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Toskana-Tage und Sylter Wochen: Jürgen Lochbihler will mit einem neuen Konzept die Bürger locken - und einen Neuanfang ermöglichen.

Malte Conradi

Man wolle einen Schlussstrich unter die Debatten der Vergangenheit ziehen. Der Schrannenhalle solle nach all den Streitereien ein Neuanfang ermöglicht werden. So hieß es im Herbst 2005, als die Schrannenhalle 25 Jahre nach dem Wiederaufbau-Beschluss eröffnet wurde. Nur dreieinhalb Jahre später wurde nun ein weiterer Neuanfang verkündet. Es muss nicht der letzte gewesen sein.

In der Schrannenhalle brechen neue Zeiten an: Wirt Jürgen Lochbihler hat sein Konzept präsentiert. (Foto: Foto:)

Neuer Pächter ist Jürgen Lochbihler, der das an die Schrannenhalle angrenzende Wirtshaus "Der Pschorr" betreibt. Der am Donnerstagabend geschlossene Pachtvertrag ist bis Ende des Jahres befristet. "Wir begrüßen diese Lösung, die es erlaubt, den Betrieb der Schrannenhalle bis auf weiteres aufrecht zu erhalten", sagte Rechtsanwältin Barbara Beutler, deren Kanzlei das Insolvenzverfahren der Schrannenhalle GmbH betreut.

Doch wird dieser Betrieb schon bald ganz anders aussehen. Soviel ging aus einer ersten Vorstellung von Lochbihlers noch weitgehend unausgearbeitetem Konzept hervor: Demnach wird es hier nur noch bis Ende Mai Marktstände geben. Nach einer Umbaupause wird die Halle in erster Linie als Veranstaltungsort dienen. "Marktstandgastronomie und Kulturveranstaltungen nebeneinander haben in der Vergangenheit für viel Konfliktpotential gesorgt", begründete Lochbihler den Kurswechsel.

Zwischen Pfingstmontag (1. Juni) und dem 14. August wird die Schranne geschlossen sein. "In den Sommermonaten wollen wir die Halle freiräumen und einen unverbauten Blick auf diese schöne Konstruktion erlauben", sagte Lochbihler. Im Klartext heißt das: Alle Dachterrasse und Marktstände werden aus der Schrannenhalle verschwinden. An ihrem südlichen Ende soll zudem ein neues Restaurant mit "modernem und innovativem Food- und Barkonzept" entstehen, das Lochbihler gemeinsam mit einem Partner betreiben will.

Der Pschorr-Wirt betonte, dass der Schrannenclub und die Tiefgarage sowie sein eigenes Restaurant von den Umbauplänen nicht betroffen sein werden und somit auch nicht schließen müssen. Was mit den 50 Mitarbeitern der Schrannenhalle GmbH in der Umbauphase geschehe, konnte Lochbihler noch nicht sagen. Er sprach von Kurzarbeit, aber auch ein Einsatz im "Pschorr" sei denkbar. Ein Mitarbeiter habe sich schon bereit erklärt, beim Hallenumbau mitzuarbeiten.

Nach der Wiedereröffnung, die am 14. August mit einem Sommernachtsfest gefeiert werden soll, will Lochbihler in der Schrannenhalle Kulturveranstaltungen, Konzerte, Public Viewing und Tanzveranstaltungen stattfinden lassen. Um die Lärmbelästigung der Anwohner, die in der Vergangenheit für viel Streit gesorgt hatte, zu minimieren, soll die Bühne in den nördlichen Hallenteil und der Eingangsbereich bei lauten Veranstaltungen in den südlichen Neubau verlegt werden.

Lochbihler hofft außerdem darauf, dass Firmen die Schrannenhalle für Kongresse oder Feiern mieten werden. Anfragen hierfür gebe es bereits. Bis zum Jahresende sind zudem drei jeweils zehntägige Themenmärkte geplant. Lochbihler sprach von "Toskana-Tagen", einer "Sylter Woche" und einer "französischen Woche".

Diese Märkte will er als "Ergänzung und Fortführung" des Viktualienmarkts vor den Türen der Schrannenhalle verstanden wissen. Auch eine Einbeziehung der Viktualienmarkt-Händler sei vorstellbar. Der Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt München - weiterhin Grundlage des Betriebs - sehe lediglich einen "Mix aus Markt und Kultur" vor. Diese Vorgabe sieht Lochbihler mit seinem Konzept erfüllt.

Wie es nach dem Ende dieses Jahres mit der Schranne weitergehen soll, vermag derzeit niemand zu sagen. "Wenn unser neues Konzept funktioniert, findet sich ja vielleicht ein neuer Investor", hofft Lochbihler. Auch der Zwangsverwalter der Halle, Johannes Mauder, betrachtet den Vertrag mit Lochbihler nur als "Zwischenlösung".

Er scheint nicht ganz glücklich mit der geschlossenen Vereinbarung: "Der Vertrag entspricht sicher nicht den Wünschen aller Beteiligten." In den kommenden Wochen, so Mauder, würden ihm "viel Undank" und "massive Probleme" entgegenschlagen.

© SZ vom 28.03.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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