Hubertus Andrä ist neuer Polizeipräsident:Fliegender Wechsel

Lesezeit: 2 min

Hubertus Andrä wechselt vom Ministerium an die Ettstraße. (Foto: oh)

Überraschende Personalie: Nur einen Tag nach dem Ausscheiden von Wilhelm Schmidbauer tritt Hubert Andrä sein Amt als Münchner Polizeipräsident an. Innenminister Herrmann ist voll des Lobes - doch nicht nur die Polizeigewerkschaft wundert sich.

Von Susi Wimmer

Gegen 14.30 Uhr fuhr ein Streifenwagen des Münchner Polizeipräsidiums beim Innenministerium am Odeonsplatz vor. Ein Mann stieg ein und zurück ging es zum Präsidium an der Ettstraße. Relativ unauffällig hat die Münchner Polizei am Dienstagnachmittag ihren neuen Chef "verhaftet". Sofort nach der offiziellen Bekanntgabe der Personalie trat der 57-jährige Hubertus Andrä sein Amt als Münchner Polizeipräsident an.

Der gebürtige Garmisch-Partenkirchener Hubertus Andrä kommt geradewegs aus dem Innenministerium, wo er die Abteilung "Verfassungsschutz und Cybersicherheit" leitete. Andrä war erst im August 2012 auf diesen Posten gesetzt worden. Dass er nach nicht einmal einem Jahr - und während des laufenden NSU-Prozesses - wieder abgezogen und mit einem neuen Amt betraut wird, verwundert so manchen bei der Polizei.

Innenminister Joachim Herrmann aber, der dem Ministerrat am Dienstag Andrä als Wunschkandidat vorschlug, hält den 57-jährigen Germeringer für den "idealen Mann" als Nachfolger von Wilhelm Schmidbauer auf dem Posten des Polizeipräsidenten "Hubertus Andrä hat sich in allen Funktionen bei der Bayerischen Polizei hervorragend bewährt", lobt der Minister.

Andrä, der verheiratet ist und zwei erwachsene Söhne hat, war nach dem Aufstieg in den höheren Dienst 1992 bei der Polizeidirektion Traunstein tätig. Dort leitete er das Sachgebiet "Einsatz mit Einsatzzentrale" und vertrat den Direktionsleiter. Von Oktober 2003 bis Dezember 2004 arbeitete er erstmals als Referent im Innenministerium und war zuständig für die Polizeireform, ehe er wieder als Direktionsleiter nach Traunstein zurück wechselte. Andrä leitete auch den Großeinsatz am 2. Januar 2006 in Bad Reichenhall, als das Dach der Eislaufhalle einstürzte und 15 Menschen ums Leben kamen, darunter zwölf Kinder und Jugendliche.

Hubertus Andrä (l.) leitete den Großeinsatz nach dem Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall (hier mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler).  (Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Im April 2008 folgte er erneut dem Ruf ins Innenministerium und übernahm die Leitung des Sachgebiets "Einsatz der Polizei", gleichzeitig wurde er vier Jahre später noch stellvertretender Chef der Abteilung "Straßenverkehrsrecht und Einsatzangelegenheiten". Im August 2012 wechselte er als Chef in die Abteilung "Verfassungsschutz und Cybersicherheit". Bereits vor einigen Wochen war Hubertus Andrä für einen anderen Posten im Gespräch: Er wurde als möglicher Kandidat für den Posten des Landespolizeipräsidenten gehandelt. Den erhielt jetzt Wilhelm Schmidbauer. Der frühere Münchner Polizeichef hatte am Montag seinen neuen Job im Innenministerium angetreten, nur einen Tag später bezog Andrä nun das holzgetäfelte Präsidenten-Büro an der Ettstraße.

"Die Personalie kam etwas überraschend", sagt Jürgen Ascherl, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in München. "Da haben sich wohl einige Hoffnungen zerschlagen." Unter anderem waren der bisherige Vize Robert Kopp und der Polizeichef des Präsidiums Oberbayern Süd als Nachfolger von Schmidbauer im Gespräch gewesen. Als Gewerkschafter, sagt Ascherl, freue er sich auf eine harmonische Zusammenarbeit. Hubert Andrä gilt als ruhig, pragmatisch und der Linie des Innenministers treu.

© SZ vom 03.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: