Neue Schätzung:Theater-Sanierung wird deutlich teurer

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Am Gärtnerplatz wird seit drei Jahren gearbeitet - zu marode war die Spielstätte zuletzt. (Foto: Stephan Rumpf)

Probleme bei Statik und im Boden: Die Renovierung des Gärtnerplatztheaters kostet vermutlich 97 statt 77 Millionen Euro

Von Wolfgang Görl, München

Am Samstag beginnen die Feierlichkeiten zum 150. Gründungstag des Gärtnerplatztheaters. Das Orchester des Staatstheaters präsentiert am Abend im Freien Felix Mendelssohn Bartholdys "Ein Sommernachtstraum", als "Puck" wird Marianne Sägebrecht zu sehen sein. Im Theater selbst werkeln noch die Bauarbeiter, die Sanierung zieht sich bis Ende 2016 hin - und: Sie wird teurer als geplant. Gesamtkosten in Höhe von 77,2 Millionen Euro hatte man anfangs veranschlagt, mittlerweile rechnen die Experten des Innenministeriums mit knapp 97 Millionen. Der Haushaltsausschuss des Landtags hat die zusätzlichen Mittel bereits bewilligt. Als Gründe für die Verteuerung nennt Kurt Bachmann, der Leiter des staatlichen Bauamts München I, vor allem unvorhergesehene Probleme beim Abbruch und bei den Arbeiten an der Baugrube.

Toni Schmid, Ministerialrat im Kunstministerium, bezeichnet die Kostensteigerung zwar als "unerfreulich", aber sie sei "noch im Bereich dessen, was man zähneknirschend hinnimmt". Eines hebt er dennoch hervor: "Die Teuerung ist nicht Schuld des Theaters." Da hat er allem Anschein nach recht, denn nicht irgendwelche Sonderwünsche der Künstler schlagen zu Buche, sondern schnöde Schwierigkeiten beim Bau. Der Abbruch, berichtet Bauamtsleiter Bachmann, "gestaltete sich weitaus schwieriger, als es anhand der Bestandspläne und der vorangehenden Untersuchungen zu erwarten war". Um stets die Standsicherheit zu gewährleisten, habe man mehr temporäre Abstützungen einbauen müssen als erwartet. Auch der Baugrund selbst habe etliche Probleme bereitet, insbesondere bei den Bohrungen, die auf diverse Hindernisse stießen. Darüber hinaus habe sich während der Arbeiten herausgestellt, dass zusätzliche Brandschutzmaßnahmen erforderlich seien sowie der Austausch elektrischer Anlagen, die man ursprünglich erhalten wollte. Diese und andere Erschwernisse hätten die vorgesehene Bauzeit um etwa ein Jahr verlängert, was wiederum zu Mehrkosten führte, etwa wegen gestiegener Baupreise oder der verlängerten Anmietung von Ausweichspielstätten.

Die Sanierung des am 4. November 1865 eröffneten Theaterbaus war notwendig geworden, weil Heizungs- und Sanitäranlagen, Lüftung, Elektroinstallationen, Abwasserleitungen und vieles mehr veraltet und marode waren. Im Mai 2012 hatten die Arbeiten begonnen, die Hoffnung aber, das Jubiläum im Theater feiern zu können, zerstob bald. Noch immer findet der Spielbetrieb des Staatstheaters auf fremden Bühnen statt, etwa im Prinzregententheater, im Cuvilliés-Theater, in der Reithalle oder dem Stadtmuseum. Bis Ende nächsten Jahres müssen sich die Schauspieler, Musiker und Regisseure noch gedulden. Dann aber kommen sie auch in den Genuss einer neuen Probebühne, die in das Haus integriert wird. Bis dato hatten die Künstler mit einem externen Proberaum in Harlaching vorliebnehmen müssen.

Inzwischen sind die Arbeiten am Rohbau fertig, derzeit ist der Innenausbau im Gange. Weitere Teuerungen erwartet Bachmann nicht. "Aber man ist nie vor Überraschungen sicher."

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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