Glücksklee im Topf, Hufeisen aus Schokolade, rosa Marzipanschweinchen liegen zur Eröffnung herum - und daneben steht ein als Schornsteinfeger verkleideter Werbezettel-Verteiler. Die S-Bahn München meint es gut mit ihren Kunden - und sich selbst. Ein "Schmuckkastl" sei das neue Kundencenter am Hauptbahnhof geworden, sagt S-Bahn-Geschäftsführer Bernhard Weisser, gerade im Vergleich zu dem bisherigen Standort in der Schalterhalle: "Da mussten wir besser werden."
450 000 Euro hat der am Donnerstag eröffnete Bau im Zwischengeschoss gekostet, der unter der Arnulfstraße zwischen dem Aufgang in die Gleishalle und den Abgängen zu den S-Bahnsteigen erreichbar und dazu barrierefrei ist. An einem absenkbaren Infoplatz können Rollstuhlfahrer beraten werden, es gibt eine induktive Hörschleife für Hörgeschädigte sowie taktile Leitstreifen für Sehgeschädigte. Dazu kostenloses Wlan, Bildschirminfos über Fahrzeiten und aktuelle Störungen und vor allem: persönliche Beratung.
Was Fahrgastvertreter dazu sagen
Das ist für Martin Marino von der Interessenvertretung Aktion Münchner Fahrgäste ein wichtiger Punkt: "Persönliche Ansprache ist besser, als jeder Automat sein kann." Gerade die Automaten, die mit ihren Touchscreens auf die jüngere Generation abzielten, seien für ältere Menschen, aber auch für Touristen ein Problem und damit ein dauerhafter Kritikpunkt der Fahrgäste. Auch das recht komplexe Tarifsystem erschließe sich nicht auf Anhieb, "das ist durch direkten Kontakt besser zu lösen", so Marino.
MVV:Wie wir künftig Fahrkarten bezahlen könnten
Das MVV-Tarifsystem soll grundlegend entrümpelt werden - das funktioniert aber nicht ohne Verlierer.
In den letzten Jahren hatten die Kundenberater der Münchner S-Bahn mehrmals umziehen müssen. Ursprünglich in einem Glaskasten im Zwischengeschoss verortet, wechselten die Mitarbeiter in die Schalterhalle am Bahnhofsvorplatz, als der Umbau der Verteilerebene begann. Dieses Provisorium war für drei Jahre Anlaufpunkt für Fahrgäste.
Für die Mitarbeiter sei es jedoch unangenehm gewesen, von ihren Kunden durch eine Glasscheibe getrennt zu sein, erklärt Anthony Schwaiger, Verkaufsbezirksleiter der Deutsche Bahn-Tochter DB Vertrieb. Auch sei für Fernkunden die Abgrenzung von der Bahn nicht eindeutig gewesen. Das neue Kundencenter ist nun klar in der Farbgebung: "Ganz in Grün, kein DB-Rot mehr zu sehen", sagt Schwaiger. Dort können Fahrgäste Tickets für den MVV-Bereich bekommen und sich über touristische Angebote oder Tarife informieren.