Nahverkehr in München:Schwere Zeiten für Schwarzfahrer

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Ohne gültigen Fahrschein wird es in absehbarer Zeit teurer. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Bahn wollen die Zahl der Kontrolleure zum Teil "deutlich" erhöhen, weil "die Schwarzfahrerquote zu steigen beginnt".
  • Auch soll das Bußgeld für Schwarzfahrer in absehbarer Zeit von 40 auf 60 Euro erhöht werden.

Von Marco Völklein, München

Auf Schwarzfahrer kommen im neuen Jahr innerhalb des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) härtere Zeiten zu. Sowohl die MVV-Gesellschaft selbst wie auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Deutsche Bahn wollen künftig verstärkt Jagd auf Schwarzfahrer machen. Die Zahl der Kontrollschaffner soll "deutlich erhöht" werden, kündigt MVG-Sprecher Matthias Korte an. Auch ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) sagt, der Konzern als Betreiber der S-Bahn werde seine "Kontrollintensität erhöhen". Und die MVV-Gesellschaft, die vor allem Kontrolleure in die Regionalbusse in den Landkreisen entsendet, plant, die Zahl der Kontrollstunden um etwa 900 auf insgesamt 20 000 im Jahr anzuheben.

Laut MVG-Sprecher Korte ist das Vorgehen "zum einen dem kontinuierlich wachsenden Fahrgastaufkommen geschuldet, zum anderen aber auch der Feststellung, dass die Schwarzfahrerquote zu steigen beginnt". Ein Sprecher der Deutschen Bahn ergänzt, man werde 2015 die "Kontrollen ebenfalls verstärkt durchführen".

In den vergangenen Jahren hatte die Schwarzfahrerquote nach MVG-Angaben konstant bei etwa drei Prozent gelegen; in den Regionalbussen hatten nach Angaben einer Sprecherin dagegen etwa sieben Prozent aller geprüften Fahrgäste nicht das richtige Ticket. Die Einnahmenausfälle hatte allein die MVG zuletzt mit jährlich etwa zehn Millionen Euro angegeben. Vielfahrer hatten indes angegeben, immer seltener Kontrolleure anzutreffen, und vermutet, die Unternehmen hätten ihre Kontrollen zurückgefahren. Dies wiederum hatten die Verkehrsunternehmen bestritten.

Ziel ist eine "flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Präsenz"

Gleichwohl wollen die Betriebe nun den Druck intensivieren. "Wir werden die Kontrollintensität erhöhen, im Interesse der ehrlich zahlenden Fahrgäste", sagt MVG-Sprecher Korte. Konkrete Zahlen allerdings will das Unternehmen nicht nennen. Derzeit sucht die MVG nach zusätzlichen Mitarbeitern für die Abteilung Einnahmensicherung. "Wir wollen ja weiterhin eine flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Präsenz der Kontrollschaffner bieten", heißt es in einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter. Neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung, einem polizeilichen Führungszeugnis und einem "stressresistenten Wesen" sollten die künftigen Kontrolleure auch über gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift verfügen, heißt es dort weiter. "Mitunter sind Kontrollberichte gefragt, etwa in Streitfällen."

Auch die Deutsche Bahn will die Zahl der für Kontrollen eingesetzten Mitarbeiter erhöhen. Dazu werde der Konzern auf die Angebote externer Dienstleister zurückgreifen, so ein Sprecher. Zudem werde auch die Zahl der im Servicesektor der S-Bahn eingesetzten etwa 350 Leute erhöht. Diese verrichten, je nach Arbeitsanfall, neben Auskunfts- und Aufsichtsdiensten auch Kontrolljobs in den Zügen. Konkrete Zahlen, wie viele zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden sollen, nennt allerdings auch der DB-Sprecher nicht.

Die MVG lässt die Kontrollschaffner zum einen in den Bussen und Bahnen Streife fahren und dort die Fahrgäste kontrollieren. Zum anderen führen sie regelmäßig Schwerpunktkontrollen an den U-Bahnhöfen durch; dort stehen dann mehrere Dutzend Kontrolleure an sämtlichen Ausgängen und überprüfen die Fahrscheine aller Fahrgäste, die die Station verlassen.

"Für jede Verkehrsmittelart und die stationären Kontrollen werden die Daten der Kontrollen regelmäßig erfasst und ausgewertet", sagt MVG-Sprecher Korte. "Entsprechend diesen Ergebnissen wird die Kontrollstrategie flexibel angepasst." Gegebenenfalls würden externe Dienstleister hinzugezogen, um mit zusätzlichem Personal den Kontrolldruck zu erhöhen.

Der Druck steigt aber auch von anderer Seite her: Im November stimmten die Bundesländer einer Initiative Bayerns zu, das "erhöhte Beförderungsentgelt", das die Verkehrsbetriebe Schwarzfahrern abnehmen dürfen, von derzeit 40 auf 60 Euro zu erhöhen. 40 Euro seien nicht mehr abschreckend genug, hatten die Länderminister befunden. Geplant war, dass die Erhöhung bereits zum 1. Januar 2015 greift. Doch daraus wurde nichts. Zuvor muss das Bundesverkehrsministerium das Ganze in eine neue Verordnung einarbeiten, die der Bundesrat noch einmal absegnen muss. Und das dauert: Die MVG jedenfalls rechnet damit, dass all dies noch "einige Monate" in Anspruch nehmen wird.

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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