Nahverkehr in München:Rekord trotz Krise

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Trotz der Wirtschaftskrise ist der Münchner Nahverkehr auf Wachstumskurs. Die MVG verzeichnet erstmals mehr als 500 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Neue Linien für Tram und U-Bahn sind in Planung.

D. Hutter

Während Luftfahrt und Automobilindustrie durch die Wirtschaftskrise gebeutelt werden, bleibt der Nahverkehr auf Wachstumskurs. Nach vorläufigen Zahlen der MVG haben im Jahr 2009 erstmals mehr als 500 Millionen Fahrgäste die U-Bahnen, Busse und Trambahnen des kommunalen Unternehmens benutzt. Das sind zwar nur 0,5 Prozent mehr als 2008. MVG-Chef Herbert König hält dies angesichts der schlechten Konjunktur aber für "uneingeschränkt positiv". Das Ergebnis liege über den Erwartungen.

"Erfahrungsgemäß führen konjunkturelle Einbrüche immer auch zu Fahrgastrückgängen im Nahverkehr", berichtet König. Diese Gesetzmäßigkeit haben die Münchner wohl einfach außer Kraft gesetzt. 2009 ist bereits das fünfte Jahr in Folge, in dem die Fahrgastzahlen zunehmen.

König findet dies vor allem wegen der ohnehin schon hohen Ausgangsbasis bemerkenswert - bekanntlich gehören die Münchner im bundesweiten Vergleich schon seit langem zu den eifrigsten Nahverkehrskunden. Und: Es gab immerhin zwei Streiktage bei der MVG im Jahr 2009, auch das bleibt nicht ohne negative Auswirkungen auf die Passagierstatistik.

Die Zahlen beruhen auf Berechnungen aus der Einnahmestatistik sowie den Ergebnissen von Fahrgastzählungen. Da sie außerdem noch nicht mit den anderen MVV-Unternehmen - vor allem der S-Bahn - abgeglichen sind, gelten sie als vorläufig. Die Tendenz nach oben ist aber auch MVV-weit klar erkennbar. Bei der S-Bahn wurde inzwischen die Marke von 800.000 Fahrgästen pro Werktag durchbrochen.

König führt die positive Entwicklung unter anderem auf die Entwicklung des Münchner Arbeitsmarkts, die nicht gar so dramatisch verläuft wie befürchtet, die stabile Zahl der München-Besucher sowie das nochmals verbesserte Angebot zurück. Die Tramlinie 23, mit deren Start die MVG sehr zufrieden ist, spielt in dieser Statistik übrigens eine untergeordnete Rolle, da sie erst im Dezember 2009 eröffnet wurde.

Der Ausbau des Nahverkehrs, das ist König wichtig, soll auch 2010 weitergehen. Zwar sind entlang der künftigen Tramtrasse in der Englschalkinger und Cosimastraße bereits Bäume gefallen und einige Vorarbeiten erledigt. Der offizielle Baubeginn für die neue Linie nach St. Emmeram ist aber für den 21. Mai festgesetzt.

Zunächst sollen Erdarbeiten im Mittelteiler der Straßen den Untergrund für den Gleisbau vorbereiten, mit dem die beauftragten Firmen dann im Juli loslegen wollen. Dazu kommen noch einige Spartenverlegungen sowie das Gießen der Fundamente für die Fahrleitungsmasten. Die 4,3 Kilometer lange Strecke, über die sich die Anwohner in einem Infocontainer am Cosima-Wellenbad kundig machen können, soll im Herbst 2011 in Betrieb gehen.

Bereits im Herbst 2010 können die Münchner erstmals mit der U3 nach Moosach fahren. Für eine weitere Verlängerungsstrecke, die der U6 nach Martinsried, ist inzwischen mit der Liniengenehmigung der erste Schritt im Genehmigungsverfahren gemeistert.

Die "Aktion Münchner Fahrgäste" fordert angesichts des Fahrgastzuwachses bessere Takte bei der Trambahn. Für Andreas Nagel, den Sprecher des Fahrgastverbands, sind vor allem ein Sechs-Minuten-Takt bei der 27er sowie der Zehn-Minuten-Takt bis 22 Uhr auf sämtlichen Tram- und Metrobuslinien wichtig.

© SZ vom 18.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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