Nahverkehr:Entspannt im Bus

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Schilder wiesen Reisenden den Weg zum Schienenersatzverkehr, wie hier am Bahnhof Pasing. (Foto: Florian Peljak)

Wegen Wartungsarbeiten war die S-Bahn-Stammstrecke das ganze Wochenende gesperrt. Das große Chaos ist ausgeblieben

Von Thomas Schmidt, München

Die geplante Sperrung der Münchner S-Bahn-Stammstrecke am vergangenen Wochenende ist ohne Chaos oder größere Probleme vonstatten gegangen. Offenbar hatte sich die Bahn gut vorbereitet und ausreichend Mitarbeiter und Busse bereitgestellt. Der Schienenersatzverkehr (SEV) pendelte nach Angaben der Bahn vom Sonntag reibungslos zwischen dem Ostbahnhof und Pasing hin und her. Auch die Instandhaltungs- und Inspektionsarbeiten seien gut vorangekommen. Die Sperrung sollte am Montagmorgen um 4.30 Uhr wieder aufgehoben werden.

Von Freitagnacht an fuhren keine Züge mehr durch den Tunnel. Mitarbeiter und Techniker der Bahn schliffen Schienen und Weichen, stopften Löcher im Schotterbett, besserten Fugen aus, reparierten die Tunnelbeleuchtung, erneuerten Markierungen, entfernten Graffiti und vieles mehr - und das alles an mehreren Stellen gleichzeitig. In den Bahnhöfen entlang der Stammstrecke waren die Zugänge zu den S-Bahn-Gleisen mit Eisengeländern oder Flatterbändern versperrt. Mitarbeiter in orangefarbenen Westen erklärten den Fahrgästen, warum ihr Zug nicht fährt und wo sie den Schienenersatzverkehr finden.

Ein Ordner auf dem Orleansplatz vor dem Ostbahnhof erläuterte am Samstagmittag im Minutentakt, was SEV bedeutet und wo die Busse abfahren. "Bind' dir doch ein Schild um", riet ihm ein Fahrgast spöttisch. Die richtige Haltestelle zu finden, war nicht nur am Ostbahnhof knifflig. Die Fußwege zu den Stationen der Pendelbusse waren vielerorts nur dürftig beschildert. Dafür fuhren sie bei einer Stichprobe absolut pünktlich und schafften die gesamte Strecke von Osten nach Westen in unter 50 Minuten. Überfüllt waren die Ersatzbusse ebenfalls nicht, der Fünf-Minuten-Takt tagsüber erwies sich als ausreichend.

Der Umweg über die Ersatzbusse kostete zwar Zeit, von Chaos aber konnte keine Rede sein. Tagsüber herrschte weitgehend eine entspannte Stimmung bei Fahrgästen und Bahn-Mitarbeitern. "Das ist ja aufregend heute", sagte ein Reisender am Ostbahnhof, gerade als ihm ein Ersatzbus vor der Nase weggefahren war.

Die Münchner S-Bahn hat ihre Taktik bei Bauarbeiten an der Stammstrecke geändert - und das Konzept scheint bisher aufzugehen. Bisher fanden Bauarbeiten meist nachts statt, im vergangenen Jahr wurde an 230 Kalendertagen irgendwo im Tunnel gewerkelt, lediglich an 135 Tagen wurde nirgendwo gebaut. Diese kurzen Nacht-Sperrungen seien jedoch weniger effektiv, "weil jedes Mal unproduktive Zeiten für die Einrichtung und Absicherung der Baustelle und den An- und Abtransport von Maschinen und Personal anfallen", erklärt die Bahn. Durch die Bündelung der Arbeiten auf zwei Wochenenden im Jahr könne man die Zeit der Sperrungen insgesamt verringern. Bis zur nächsten Vollsperrung soll jetzt Ruhe herrschen - sie ist geplant in der Zeit vom 20. bis zum 23. Oktober.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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