Nachwuchs im Führerstand:Der Weg ist das Ziel

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MVG und Bahn suchen händeringend Fahrer für Busse und Bahnen - auch ältere Quereinsteiger sind gefragt

Von Andreas Schubert

Für die einen ist allein der Gedanke, sich täglich durch den Münchner Verkehr zu quälen, ein Gräuel. Andere wiederum sagen, dass sie sich genau das schon immer gewünscht haben. Wer nun Bus-, Trambahn-, U-Bahnfahrer oder Lokführer als Traumberuf angibt, dürfte zumindest traumhafte Jobperspektiven haben. Denn sowohl die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) als auch die S-Bahn München sind ständig auf der Suche nach neuen Fahrern. Den Personalbedarf zu decken, fällt beiden Verkehrsunternehmen alles andere als leicht.

Sogenannte Funktionsberufe sind laut Bahnsprecher Michael-Ernst Schmidt in München schwer zu besetzen. Das liegt daran, dass das Leben in der Stadt so teuer ist. Und obwohl sich die Bezahlung für Berufsanfänger mit einem Einstiegsgehalt von 37 000 brutto, inklusive Zulagen und Weihnachtsgeld, so schlecht nicht anhört, wirbt die Bahn aktiv, damit sie ihre freien Stellen überhaupt besetzen kann und spendiert noch dazu ein vergünstigtes Jobticket. Bei der MVG kommt ein Fahrer als Berufsanfänger auf über 33 000 Euro jährlich nach altem Tarif, der demnächst allerdings rückwirkend zum 1. Juli um 2,5 Prozent und im Juli 2018 um weitere drei Prozent erhöht wird. Auch bei den zusätzlichen Leistungen hat die Gewerkschaft Verdi noch einiges herausgeholt.

Beide Unternehmen versuchen neue Auszubildende unter anderem im Internet (swm.de/karriere beziehungsweise karriere.deutschebahn.com) zu ködern. Auf den Seiten strahlen einen junge Leute ziemlich euphorisch an. "Willkommen, du passt zu uns", wirbt die Bahn, "Neue Aufgaben, neue Perspektiven" verspricht die MVG. Dass sich die Mitarbeiter mit ihnen identifizieren, darum bemühen sich beide gleichermaßen. Von einer "Bahnfamilie" ist im S-Bahn-Betriebshof mehr als einmal zu hören. Und die Stadtwerke, zu denen die MVG gehört, preisen ihre eigene "Wertekultur".

Freilich täuscht das nicht darüber hinweg, dass es nicht jedermanns Sache ist, auch an Feiertagen und nachts unterwegs zu sein, sich mit schwierigen Fahrgästen auseinander zu setzen und dabei immer gelassen zu bleiben. Aber manche wollen den Job dennoch unbedingt - egal, ob jung oder alt.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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