Ja, ist denn schon wieder Oktoberfest? Nein, aber Nacht der Tracht. Zu der kommen zwar nicht ganz so viele Dirndl- und Lederhosenträger wie bei der Wiesn, aber immerhin um die 4000 Eintrittskarten für die zwei Veranstaltungen am Freitag und Samstag haben die Organisatoren verkauft.
Gäste zahlen 29 Euro, nur um reinzukommen, Ein Sitzplatz kostet 64 Euro. Da sind dann Brezen und kalte Vorspeisen dabei. Und manche lassen sich auch noch professionell aufbrezeln. "Ganz schön teuer", sagt ein amerikanischer Tourist, der draußen am Eingang vorbeischlendert und blickt auf die Gäste. "Warum machen die das?" Gute Frage
Eine Frau, die im ersten Stock am Rand der Tanzfläche steht, sagt: "In Tracht kommt man leichter in Kontakt." Das scheint ein ganz wesentliches Merkmal dieses Abends zu sein. Um Kontakt geht es an jeder Ecke. Ein Stand bietet Flirt-Apps, die mit Hilfe von Fotos berechnen, wie gut Mann und Frau zusammenpassen. Daneben verkauft ein Barkeeper Schnaps mit dem äußerst subtilen Namen "Ficken", kostet 3,50.
Und dann geht es natürlich um dieses ganz besondere Wiesn-Gefühl, da im Löwenkeller heraufbeschworen werden soll. Die Veranstalter lassen "ozapfen".
Die Goaslschnalzer lassen die Peitschen so laut und elegant zwischen den Biertischen knallen wie sonst nur in der Bräurosl auf dem Oktoberfest.
Die Zielgruppe: zum allergrößten Teil zwischen 30 und 40 Jahre alt. Phänotyp: beruflich erfolgreich, trendbewusst. Ein Teil der Männer ist schon leicht ergraut, manche sind gebräunt vom ersten Urlaub. Die Damen tragen Dirndl in allen Farben und stellen sich am liebsten dorthin, wo man sie gut sieht, auf Treppen, in Gänge - oder auf den Biertisch.
Bald schon, gegen 23 Uhr, sind die Gesichter verschwitzt, und die Gesetze des Oktoberfests greifen: Ausnahmezustand, es ist nicht alles, aber vieles erlaubt.