Nach verstärkten Kontrollen:Stillere Bettler

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Die meisten Bettler in München halten sich an die Allgemeinverfügung der Stadt - sie verbietet zum Beispiel bandenmäßiges Betteln. (Foto: dpa)

Die Stadt München wollte mit schärferen Kontrollen gegen Bettler vorgehen - das scheint Wirkung zu zeigen. Laut Polizei gibt es rund um den Bahnhof weniger Bettler und sie sind stiller. Nur über die Bettel-Banden kann die Polizei noch nichts sagen.

Von Bernd Kastner

Die Bettler haben die Zeichen der Zeit erkannt: Das ist die Botschaft von Polizeivizepräsident Robert Kopp. Die meisten von ihnen tun, was die Stadt von ihnen verlangt, sie halten sich an die Allgemeinverfügung. Dieses Bettler-Regelwerk verbietet seit August allerhand: Aggressives Betteln und bandenmäßiges Betteln; Betteln, das den Verkehr behindert, und Betteln unter Vortäuschen nicht vorhandener körperlicher Gebrechen und Krankheiten; Betteln in Begleitung von Kindern und schon gar bettelnde Kinder. Das alles ist innerhalb des Altstadtrings untersagt.

Nachdem kürzlich schon Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle einen gefühlten Rückgang der aggressiven Bettelei verkündet hat und Obdachlosenhilfsgruppen diesen Eindruck bestätigten, vermeldet nun auch die Polizei als Zwischenbilanz: Die verstärkten Kontrollen zeigen Wirkung, sagt Kopp. Für eine abschließende Bewertung müsse man noch einige Monate warten. Sicher sei, dass im Bahnhofsviertel die Zahl der Bettler deutlich zurückgegangen sei, in der ganzen Altstadt dagegen habe sie sich erhöht. Am wichtigsten aber ist Kopp, dass die meisten Bettler nun still und leise betteln. Und das ist auch in München weiter erlaubt, abgesehen von Fußgängerzone, Viktualienmarkt, Oktoberfest und Stachus.

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Gut 100 Verstöße gegen die Bettelregeln habe die Polizei seit August festgestellt. Sechsmal habe man Bettler sogar in Gewahrsam genommen, teils mussten sie bis zu einer Woche hinter Gittern bleiben. Das sei dann geschehen, wenn die Bettler trotz Platzverweisen nicht aufhörten zu betteln, und obwohl ihnen die Polizei das in mehreren Sprachen erschienene Faltblatt mit den Bettelregeln ausgehändigt habe. So habe man zum Beispiel einen rumänischen Scheibenputzer in Gewahrsam genommen, weil der am Stachus bei Rotlicht den Autos die Scheiben reinigte, egal ob die Fahrer das wollten, und einen Obulus verlangte.

Kopp betont, dass die Polizei bei ihrem Vorgehen gegen Bettler genau differenziere, also mit Augenmaß agiere. Man wolle den organisierten Bettelbanden die Arbeit so unattraktiv wie möglich machen. Auf Nachfrage räumt Kopp ein, dass er noch immer nichts Genaueres über die tatsächlichen oder angeblichen Bettelbanden sagen könne. Der Polizei lägen aber Berichte von Bürgern vor, die solche Bettlergruppen beim Verlassen von Kleinbussen gesehen hätten. Den Aufwand, den Polizei und Stadt betreiben, um aggressives Betteln einzudämmen, hält Kopp für gerechtfertigt. Es habe immer wieder Bürgerbeschwerden gegeben: "Wenn wir gerufen werden, kommen wir."

© SZ vom 30.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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