Nach Leichenfund in Münchner Park:Knochenteile stammen von vermisster Frau

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Erst ist ein Schädel aufgetaucht, dann entdeckte die Polizei immer mehr Knochenteile: Nach dem Leichenfund in einem Münchner Waldstück ist nun die Identität der Toten geklärt. Es handelt sich um eine zweifache Mutter aus Pasing, die monatelang als verschwunden galt.

Von Christian Rost

Bei der am Freitag im Kapuzinerhölzl in Moosach gefundenen Leiche handelt es sich um die seit März 2013 vermisste Daniela K. Polizei und Staatsanwaltschaft gaben am Sonntag bekannt, ein Abgleich des Zahnstatus habe dies zweifelfrei ergeben. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 44-jährige Lebensgefährte und Vater der beiden gemeinsamen Kinder die 36-jährige Frau auf dem Gewissen hat.

Bülent A. muss sich vom 26. Mai an wegen heimtückischen Mordes vor dem Münchner Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft München I erhob bereits im Januar Anklage gegen A. In einem Indizienprozess um einen Mord ohne Leiche sollte dem Mann die Tat nachgewiesen werden. Mehr als 300 Seiten umfasst die Anklageschrift, 50 Zeugen sind geladen. Zwei Wochen vor Prozessbeginn wurde die Tote nach einem anonymen Hinweis nun doch noch gefunden.

Ein Unbekannter hatte einen Brief an die Staatsanwaltschaft geschrieben, den er in einen Justizbriefkasten einwarf, und teilte darin mit, im Kapuzinerhölzl in der Nähe der Trambahnwendestelle lägen die Knochen eines Toten. Das Schreiben, so Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch, sei mehrere Tagen bei der Justiz zirkuliert, ehe es am Freitag bei der Abteilung für Kapitalverbrechen gelandet sei. Ein Staatsanwalt beorderte daraufhin eine Polizeistreife zum genannten Fundort. Nach längerer Suche stießen die Beamten auf Teile eines Skeletts, das sich teils noch unter einer dünnen Laub- und Erdschicht befand.

Leiche nur notdürftig verscharrt

"Es war kein Grab", sagte der Leiter der Mordkommissionen, Markus Kraus, die Leiche sei eher notdürftig verscharrt worden. Wildtiere hatte einzelne Knochenteile schon verschleppt, die die Spurensicherung aber doch noch im Wald fand. Bei einer Untersuchung der Knochen im Institut für Rechtsmedizin zeigte sich am Samstag, dass sie von der 36-jährigen Daniela K. stammen. Hinweise, wie die Frau zu Tode gekommen war, ergaben sich bei der Obduktion nicht. Kriminaloberrat Kraus ist sich aber sicher, dass "der Fundort nicht der Tatort ist".

Prozess in München
:Mordfall ohne Leiche

Daniela K. verschwand spurlos im März 2013 aus ihrer Pasinger Wohnung. Der Vater ihrer beiden Kinder sagt, er habe damit nichts zu tun. Die Staatsanwaltschaft will ihm das Gegenteil beweisen - auch wenn die Leiche immer noch nicht aufgetaucht ist. pri

Von Susi Wimmer und Christian Rost

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen weiterhin davon aus, dass die Frau von ihrem Lebensgefährten "durch Gewalt gegen den Hals" getötet wurde, so Steinkraus-Koch: "Es muss ein unblutiges Geschehen gewesen sein." Seit dem 12. März 2013 wurde Daniela K. vermisst, wobei nicht Bülent A. Vermisstenanzeige erstattete, sondern sechs Tage später eine besorgte Freundin der Frau.

K. wollte sich von ihrem Lebensgefährten trennen und traf sich mit einem anderen Mann. A. stellte ihr deswegen nach und filmte sie heimlich. Am Abend des 12. März 2013 kam es zu einem Streit in der Wohnung des Paares in Pasing. Nachbarn hörten Schreie der Frau. A. will sich nach dem Streit mit den heute drei und sechs Jahre alten Kindern schlafen gelegt haben. Seine Lebensgefährtin habe die Wohnung mit gepackten Koffern gegen 22.30 Uhr verlassen. Seither fehlte von ihr jede Spur.

Angst vor den Behörden

Sie hob in der Folgezeit weder Geld von ihrem Bankkonto ab, noch nutzte sie ihr Handy oder ihren Facebook-Account. "Der einzige, der sich keine Sorgen um sie machte, war ihr Lebensgefährte", sagte Oberstaatsanwalt Steinkraus-Koch. Bülent A. wurde am 27. März 2013 wegen dringenden Tatverdachts festgenommen. Laut Anklage befürchtete der arbeitslose Elektriker, nach einer Trennung Probleme mit den Behörden zu bekommen. Bei ihm seien "Ungenauigkeiten" beim Bezug von Sozialleistungen festgestellt worden, so Steinkraus-Koch. A. habe deshalb möglicherweise ausländerrechtliche Konsequenzen für sich befürchtet.

Ob nach dem Leichenfund noch Nachermittlungen in dem Fall angestellt werden, muss das Schwurgericht entscheiden. Möglicherweise wird A. noch einmal vernommen. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass der Prozess gegen ihn wie geplant am 26. Mai beginnt. Die beiden Kinder befinden sich in der Obhut des Jugendamtes. Die Angehörigen von Daniela K. haben das Sorgerecht beantragt. Gesucht wird noch nach dem Verfasser des anonymen Briefes. Die Polizei glaubt aber, dass der Zeuge das Skelett zufällig im Wald entdeckte und nichts mit der Tat zu tun hat.

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