Öffentlicher Nahverkehr:Warum eine Mutter mit Kinderwagen draußen bleiben muss

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Türen zu und Abfahrt: Zwei Mütter mussten aus einem Bus wieder aussteigen, weil sonst einer der Kinderwagen in den Gang hineingeragt wäre. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)
  • Eine Mutter muss aus einem Bus wieder aussteigen, weil ihr Kinderwagen sonst ein Stück weit in den Gang hineingeragt hätte.
  • Das Problem hätte nur eine Station lang bestanden, denn dann wäre eine weitere Frau mit Buggy ausgestiegen.
  • Der Busfahrer habe richtig gehandelt, sagt die Münchner Verkehrsgesellschaft: Er müsse für die Sicherheit an Bord garantieren.

Von Isabel Meixner

Damit hatten die zwei Mütter nicht gerechnet. Am Samstagnachmittag wollten sie von der Aindorferstraße in Laim aus mit dem Bus 51 Richtung Aidenbachstraße fahren - doch der Fahrer ließ sie wieder aussteigen. Der Grund: Nur einer der beiden Kinderwagen, die die Frauen dabei hatten, hatte im vorgesehenen Bereich am Einstieg noch Platz. Denn dort stand bereits eine Mutter mit Buggy, die allerdings beim nächsten Halt aussteigen wollte.

Für eine Station hätte also einer der drei Kinderwagen in den Gang hineingeragt, doch da machte der Busfahrer nicht mit: Er forderte eine der Frauen umgehend auf auszusteigen. Dass ein Gegenstand den Gang blockiere, sei gesetzlich verboten. Ende der Diskussion. Alles Verhandeln, auch von Unbeteiligten, half nichts: Der Bus fuhr ohne die zwei Frauen weiter.

Öffentlicher Nahverkehr
:Wie die MVG auf wachsende Fahrgastzahlen reagieren will

Ein dichterer U-Bahn-Takt, mehr Trambahnen und ein Ringsystem für Busse: Das alles wünscht sich die MVG - wenn das Geld reicht.

Von Thomas Anlauf

Haben Eltern mit Kinderwagen Pech gehabt und müssen auf den nächsten Bus warten, wenn im vorgesehenen Bereich kein Platz mehr ist? Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen Ja. "Der Fahrer hat in dem Fall richtig gehandelt", teilt ein Sprecher mit und verweist auf die Verkehrssicherheit. Der Busfahrer müsse für die Sicherheit aller Fahrgäste an Bord garantieren, sonst laufe er Gefahr, dass er sich etwa im Fall eines Unfalls rechtlich verantworten muss - und die MVG gleich mit ihm.

Heißt im Klartext: Wenn er feststellt, dass Gegenstände die Fluchtwege, also Gänge und Türen, versperren oder auch nur verengen, muss er handeln und die "Verursacher" aus dem Bus komplimentieren. Betroffen von dieser Regelung sind nicht nur Eltern, sondern auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator.

Eine feste Zahl, wie viele Kinderwagen in einem Bus maximal mitgenommen werden dürfen, gibt es nicht. Allein schon, weil die Fahrzeuge der MVG unterschiedlich groß sind, wie auch Buggys, Rollstühle oder Rollatoren verschieden breit sind. "In einer wachsenden Stadt wie München können wir leider nie ganz ausschließen, dass auch Eltern mit Kinderwagen nicht immer gleich die erste Fahrtmöglichkeit nutzen können", teilt die Verkehrsgesellschaft mit und verweist auf die stark gestiegenen Fahrgastzahlen der vergangenen Jahre, die um etwa 20 Millionen Personen höher liegen als noch vor fünf Jahren. Man setze daher bereits mehr als 60 Buszüge ein, auch gibt es laut MVG in den neuen Gelenkbussen mehr Steh- und Stellplatzflächen.

In Spitzenzeiten, während des Berufsverkehrs etwa oder wenn am Samstagnachmittag viele Münchner vom Einkaufen aus der Innenstadt zurückkommen, reicht dieser aber nicht immer aus. Wer mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl dann keinen Platz im Bus erhält, muss zehn oder gar zwanzig Minuten warten.

Für die Mütter - die eine Frau stieg aus Solidarität mit ihrer Freundin auch mit aus - ist der Vorfall natürlich trotzdem ärgerlich. "Jetzt komme ich halt zu spät zu meiner Verabredung", sagte eine der Frauen. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht alle Busfahrer so genau nähmen wie ihr Kollege am Samstag: "Ich bin schon öfter so gefahren, das war nie ein Problem." Kleiner Trost für sie: Zehn Minuten später kam der nächste Bus - und darin hatten sie, ihre Freundin und die zwei Kinderwagen noch Platz.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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