Mutmaßliche Schläger aus der Schweiz:Schleichendes Verfahren

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Der Prozess gegen die drei mutmaßlichen Schläger aus der Schweiz geht momentan nur schleppend voran. Ein Zeuge will sich an nichts erinnern können.

Christian Rost

Der Prozess gegen die drei mutmaßlichen Schläger aus der Schweiz vor der Jugendkammer des Landgerichts München I geht momentan nur schleppend voran. Einer der beiden Jugendlichen, die vor kurzem in Zürich als Zeugen vernommen wurden, konnte sich angeblich an den Gewaltexzess seiner Mitschüler in München nicht mehr erinnern.

Der Nußbaumpark nahe des Sendlinger Tors: Hier schlugen die mutmaßlichen Täter zu. (Foto: sz.sonstige)

Die Angeklagten Mike B., Benjamin Alex D. und Ivan Jan Leone Z. selbst schweigen in dem nichtöffentlichen Prozess weiterhin zum Vorwurf des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung. Ein Verteidiger der drei 17-Jährigen verhinderte unterdessen am Mittwoch die Zeugenaussagen eines Polizisten.

"Das trägt alles nicht zur Beschleunigung des Verfahrens bei", kritisierte Justizsprecherin Margarete Nötzel indirekt die jüngsten Winkelzüge der Verteidigung. Als am Mittwoch ein Polizist dem Gericht von der Vernehmung eines angeklagten Schülers berichten wollte, soll einer der Verteidiger widersprochen haben: Er sei überrascht, dass der Polizist über die Beschreibung der Vernehmungssituation hinaus auch etwas zum Inhalt der Aussage von Alex D. sagen solle. Darauf habe er sich nicht vorbereiten können, so der Anwalt.

Das Gericht vertagte die Zeugenaussage auf den 28. Juli. Somit wird gegen die drei Schweizer, die sich in U-Haft befinden, bis in den August hinein verhandelt.

Aussagen sollen bis dahin zwei Vernehmungsbeamte und zwei weitere Polizisten, die die Schüler am 30. Juni 2009 als dringend tatverdächtig festgenommen hatten. Außerdem werden sich vier Gutachter vor Gericht äußern. Dabei geht es um die Verletzungen, die die Schüler ihren Opfern zugefügt haben sollen. Ein Psychologe wird zur Verfassung der Angeklagten Stellung nehmen, außerdem geht es darum, welche Rolle Alkohol und Drogen gespielt haben.

Ein Geschäftsmann, der bei der Attacke lebensgefährliche Verletzungen erlitten hatte, verfolgt den Prozess als Nebenkläger aufmerksam mit. Er sei an fast jedem Verhandlungstag im Sitzungssaal, sagte Nötzel.

Für Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger haben sich im bisherigen Prozessverlauf "keine Änderungen des Sachverhalts" ergeben. Laut Anklage haben die Schweizer auf Klassenfahrt in München aus Lust an der Gewalt fünf Männer mit Schlägen und Fußtritten zum Teil schwer verletzt. Mike B., Benjamin Alex D. und Ivan Jan Leone Z. waren 16 Jahre alt, als sie sich im Nußbaumpark und am Sendlinger-Tor-Platz ihre Opfer attackiert haben sollen.

© SZ vom 24.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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