Musical:Der K-und-k-Ken

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Elisabeth (Roberta Valentini) flirtet mit dem Tod (Mark Seibert). (Foto: J. Bischoff)

"Elisabeth" im Deutschen Theater

Von Christian Krügel, München

Mit dem letzten Ton springen die Zuschauer auf und spenden zehn Minuten lang Standing Ovations. Klar, ist ja eine Musical-Premiere im immer noch ein bisschen neuen Deutschen Theater. Klar, die weiblichen Zuschauer haben sich während drei Stunden Liebes- und Leidensdramen um Kaiserin Elisabeth von Österreich offenbar in zwei der männlichen Hauptdarsteller verschaut: in Mark Seibert als hoch- und leicht homoerotischen Tod, der optisch ein wenig an Barbies Ken erinnert, aber eine deutlich bessere Stimme hat; und in Michael Souschek, der Elisabeths Mörder mimt und mit Italo-Charme den Erzähler im Stück gibt. Und klar: Charme und Stimme von Roberta Valentini in der Titelrolle sind so nachhaltig betörend, dass das Münchner Publikum ihm ähnlich erliegt wie einst wohl die Wiener der echten Kaiserin.

Trotzdem ist der Jubel einigermaßen überraschend. Denn "Elisabeth" ist kein eingängiger Schmachtfetzen, Texter Michael Kuntze und Komponist Sylvester Levay haben ein eher nachdenklich, düsteres Stück geschaffen, einen dramaturgisch gelungene Totentanz über das Ende der K-und-k-Monarchie. Die Melodien (nicht sehr viele, um ehrlich zu sein) sind keine Gassenhauer, Hits ordnen sich einem gelungenen Gesamtwerk unter.

Überraschend ist der Jubel auch, weil es sich letztlich um eine Wiederaufnahme handelt. Die Münchner haben das Stück schon vor einigen Jahren gesehen, als das Theater noch im Zelt in Fröttmaning hausen musste. Jetzt im schmucken renovierten Haus macht "Elisabeth" aber viel mehr Spaß: das kombinierte Video-Foto-Bühnenbild - etwa wenn sich Sisi und ihr Franz im virtuellen Riesenrad ihre Liebe erklären; das witzig-raffinierte Spiel mit den Möglichkeiten der neuen Bühnentechnik - etwa wenn die Weltpolitik an kreiselnden Kaffeehaustisch erklärt wird. "Elisabeth" mit diesen Darstellern und in dieser Inszenierung ist absolut sehenswert, weil es ein sehr kluges Stück sehr guter Unterhaltung ist. Zu wünschen wäre nur, dass das Deutsche Theater das Gebläse der Klimaanlage auf eine erträgliche Lautstärke runterregeln und Lautsprecher ohne Knacksen einsetzen würde - dafür wären ein paar Buhs angebracht gewesen.

Elisabeth - das Musical. Deutsches Theater, noch bis Sonntag, 7. Juni

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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