Münchner Westen:Mehr Rücksicht

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Das nächste Frühjahr kommt bestimmt, und dann sollen Radler im Westen besser ausgebaute Wege vorfinden. (Foto: privat)

Verbesserungsvorschläge für den Straßenverkehr im Umfeld des Pasing-Nymphenburg-Kanals stellen die Radler in den Mittelpunkt: Sei es mit Aufstellflächen an Kreuzungen, sei es mit Fahrradstraßen oder Shared-Space-Regelungen

Von Jutta Czeguhn, Pasing/Obermenzing

Ein Morgen im vergangenen Juni, gegen 6.20 Uhr, auf der Bärmannstraße in Richtung Osten. Wie Perlen an einer Kette fädeln sie sich auf: Fahrradprofis in schneidiger Kleidung, die so rasant unterwegs sind, als ging's für sie auf dem Weg zur Arbeit um das Gelbe Trikot. Da sind auf der Radlstammstrecke Pasing-Laim-Hauptbahnhof aber auch die Entspannten, bereits im Büro-Outfit, treten sie ohne Hast in die Pedale und genießen es, jetzt nicht mit Maske in einer S-Bahn stehen zu müssen. Die Pandemie hat bekanntlich einen Fahrradboom ausgelöst, auch unter Pendlern. Nun, im zweiten Corona-Jahr wird sich das wohl fortsetzen. Womöglich dann aber auf besser ausgebauten Wegen.

Auch vor Corona hat es im Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing immer wieder Initiativen und Offensiven gegeben, die Situation für die Radler zu optimieren. Mit noch mehr Menschen auf den Fahrradsatteln hofft das Gremium nun auch auf mehr Durchschlagskraft seiner Argumente. Eingebracht von der Grünen-Fraktion, steht in der BA-Sitzung am 2. Februar ein Antrag zur Debatte, besagte Bärmannstraße auf ihrer ganzen Länge - von der Bahnunterführung im Osten bis zur Einmündung in die Sibeliusstraße im Westen - als Fahrradstraße auszuweisen. Die enge Straße ist als Teil der übergeordneten Fahrradverbindung von der Münchner Innenstadt zum Pasinger Bahnhof wie auch an den Würmradweg beschildert. Die Grünen sind der Meinung, dass die Ausweisung als Fahrradstraße nur konsequent wäre und den Radverkehr in diesem Bereich weiter fördern würde.

Auch die Bürgerinnen und Bürger im Stadtbezirk machen sich Gedanken darüber, wie man als radelnder Mensch besser und sicherer vorwärtskommt. Einer von ihnen ist Johannes Paula. Der Pasinger Landschaftsarchitekt hat jetzt in der Januar-Sitzung des BA einige Vorschläge unterbreitet: Da ist etwa die Querung der Würmkanal-Brücke an der Frauendorferstraße. Denn viele Radler, die Richtung Bärmanntunnel unterwegs sind, wählen den schöneren Weg durch den Park längs des Kanals. Sie haben dann - in beide Richtungen - ein Problem, wenn sie beim Kreuzen der Straße warten müssen. Denn es gibt dort schlicht zu wenig Platz, wenn mehrere Radler zusammenkommen. Paula forderte deshalb entsprechend große Aufstellflächen. "Um die Querung zu erleichtern, sollten entweder die Gehwege beziehungsweise Fahrradwege verbreitert werden oder die gesamte Brücke verkehrsberuhigt ausgebaut werden." Noch vorteilhafter wäre allerdings aus Paulas Sicht eine Shared- space- Situation, wie er sie auch an der Institutstraße am Pasinger Stadtpark vorschlägt. Dort gibt es eine ähnlich schwierige, teils hochgefährliche Situation, die vor allem morgens und nachmittags die Schülerinnen und Schüler betrifft. Sie, aber nicht nur sie, befahren meist unerlaubterweise den nördlichen Gehweg und den Zebrastreifen. "Dies führt bei Autofahrern oft verständlicherweise für Unmut. Um die gegenseitige Rücksichtnahme zu fördern, sollte eine verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen werden mit Tempo 20. Optisch sollte für Autofahrer der Eindruck einer Furt entstehen. Der Fahrradverkehr sollte vorrangig behandelt werden", regt Paula an.

Etwas weiter nördlich stellt sich erneut das Problem, wenn die Radler, die auf dem Weg entlang der Würm unterwegs sind, die Theodor-Storm-Straße kreuzen. Zwar bieten dort laut Paula die Verkehrsinseln einen gewissen Schutz für abbiegende Fahrradfahrer. Allerdings seien die Inseln zu klein dimensioniert. Eine verkehrsberuhigte Zone auch dort, mit Tempo 20, würde den Radfahrern ein sicheres Queren ermöglichen. Eine Shared-space-Regelung könnte den unübersichtlichen Kurvenbereich ebenfalls entschärfen.

Johannes Paula hat weitere Ideen: Für die enge Ernsbergerstraße, an der beidseitig geparkt wird, schlägt er in einen bestimmten Bereich auf der Ostseite einen eigenen Fahrradstreifen vor. Zudem könnte dort über eine Einbahnstraßenregelung nachgedacht werden. Die Bodenstedtstraße wiederum sei als durchgehende Parallele zur Landsberger Straße eine attraktive Route vom Pasinger Marienplatz bis zum Westbad. Diese Rolle sollte entsprechend gekennzeichnet werden.

Wie sich die Landeshauptstadt zu solchen Vorschlägen stellt, wird sich zeigen. Eine gute Nachricht immerhin gibt es für die Radler im Münchner Westen, wenn sie im Frühjahr wieder verstärkt zur Arbeit strampeln. Wie das Baureferat dem Bezirksausschuss jetzt mitgeteilt hat, werden Radwegmarkierungen in der Agnes-Bernauer-Straße, die im Zuge von Bauarbeiten der Stadtwerke entfernt wurden, nach der Winterpause wieder aufgebracht.

© SZ vom 28.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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