Münchner Straßen: Wörthstraße:Multikulti im Franzosenviertel

Lebensvielfalt pur: Jung und Alt beim Shoppen, Koffein-Fans in den Straßencafés. Abends wird in der Wörthstraße geschlemmt und gefeiert - von französisch über bayerisch bis ayurvedisch.

Elisabeth Schmidt

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Lebensvielfalt pur: Jung und Alt beim Shoppen, Koffein-Fans in den Straßencafés. Abends wird in der Wörthstraße geschlemmt und gefeiert - von französisch über bayerisch bis ayurvedisch. Die Wörthstraße ist das Herzstück des Franzosenviertels in Haidhausen. Warum ''Franzosenviertel''? Nicht, weil hier besonders viele Franzosen leben. Der Name hängt mit der Bauweise zusammen: Straßen, die sternförmig auf Plätze zulaufen - wie beim ''Place de l'Etoile'' in Paris. Der Orleansplatz (im Bild) ist eine Mini-Variante davon. Die Wörthstraße ist eine von vier Straßen, die wie Strahlen vom Orleansplatz wegführen.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Passend zu den ''französischen'' Plätzen sind die Straßen im Viertel nach erfolgreichen Schlachten in Frankreich benannt - bei Orléans, Balan, Lothringen, Metz, Paris oder eben auch Woerth-Froeschwiller im Unterelsass. Geschichtlicher Hintergrund: Frankreich unterlag im Krieg von 1870/71 und musste enorme Reparationszahlungen an Deutschland leisten. In Bayern löste das einen Wirtschaftsboom aus, Wohnraum wurde gebraucht. Mitte der 1870er entstand in Haidhausen das Franzosenviertel auf dem Reißbrett.

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Von der Trabantenstadt aus der Gründerzeit ist in der Wörthstraße heute nichts mehr zu spüren. Stattdessen ist die Straße ein bunt zusammengewürfelter Haufen schick sanierter Altbauten, unrenovierter Häuser, Kneipen, Geschäftsgebäuden, Ateliers und Kruschläden.

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In kulinarischer Hinsicht bietet die Wörthstraße aber durchaus auch französische art de vivre. Beim Käs Müller in Hausnummer 51 findet man neben Pyrenäenkäse auch Proseccokäse. Und wo es Käse gibt,...

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...ist auch Wein nicht sehr weit. In der Wörthstraße gibt es gleich mehrere Feinkostläden, die edle Tropfen aus Frankreich, Italien und anderen europäischen Ländern anbieten - Kostprobe inklusive.

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Wer doch lieber dem bayerischen ''flüssigen Gold'' frönen möchte, der kann das im Haidhauser Augustiner in der Wörthstraße 34. In der Traditionsgaststätte wird Bier aus Münchens ältester Brauerei gezapft. Das Augustiner existiert seit über 680 Jahren.

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In der Früh und am Mittag brettern an Hausnummer 39 Schülerinnen des nahen Edith-Stein-Gymnasiums auf ihren Scootern vorbei. Wenn diese ''Rush-Hours'' überstanden sind, dann ist das Il Cigno ein Ort der dolce vita. Echte Haidhauser wissen: Nicht Pizza und Pasta machen den Italiener zum Geheimtipp, sondern seine Antipasti - gegrillte Sardellen, Tunfisch-Carpaccio oder Fisch mit Zucchiniblüten.

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Geschichtsträchtige Hausnummer: In der Wörthstraße 20 residierte ab 1902 Max Reger - allerdings nur für ein Jahr. Die Musik des Komponisten und Organisten fand in München wenig Anklang. In dem Gebäude des Evangelischen Kirchenbauvereins fand anschließend eine ''Bewahranstalt'', wie KiTas früher hießen, für 200 Kinder ihren Platz. Heute werden die Räume für verschiedene seelsorgerische und soziale Zwecke verwendet. Auch eine Kindertageseinrichtung hat hier wieder Platz gefunden (im Bild).

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Mitten in der Wörthstraße liegt der Bordeauxplatz. Links und rechts davon rumpelt die Straßenbahn vorbei. Trotzdem ist der Park ein beliebtes Plätzchen zum Verweilen: Auf den vielen Bänken sonnen sich Spaziergänger und Hundesitter. Mütter und Väter beaufsichtigen ihre Kleinen im Sandkasten. Die etwas Größeren haben dagegen ihren ganz eigenen Verwendungszweck der Grünanlage gefunden...

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Vor der strahlenden Fassade Haidhauser Gebäude findet auf dem Bordeaux-Platz bei gutem Wetter das ein oder andere Bolz-Tunier statt. Wer Sport und Entspannung lieber unter Anleitung betreibt, findet in der Wörthstraße ein Aikido-Institut, ein Yoga-Haus oder ayurvedische Therapie.

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Luxus-Second-Hand: Im Wonderland gibt es gebrauchte Kleidung, Schuhe, Hüte oder Taschen von Designern wie Armani oder Ralph Lauren. Der kleine Laden in Hausnummer 26 hat erst seit ein paar Wochen geöffnet. Ein paar Türen weiter befinden sich ein Shop mit Baby-Kleidung, ein Pelz-Geschäft und einige hippe Klamotten-Läden - für München-Shopper ist die Wörthstraße ein echter Geheimtipp.

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Das Multikulti im Franzosenviertel zeigt sich vor allem kulinarisch: Das Nomiya (Mitte) ist ein bayerischer Japaner. Rein äußerlich sieht man das an den bayerischen Bankerln und den roten, asiatischen Lampignons. Der Laden ist meistens brechend voll - mit Gästen, die lieber Bier statt Sake zu ihren Sushi trinken.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Indischer Schärfetest ohne böse Überraschung: Sumit Kumar (im Foto rechts), Chef des Satluj, kennt die empfindlichen Gaumen seiner Münchner Gäste. Deshalb geht er dezent mit den Kräutertöpfen um. Auf Wunsch würzt er die Speisen aber auch mittel- oder extra­scharf. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, bestellt einen Linsenmehl-Fladen Pappar oder ein Tandoori-Brot, zu dem drei Saucen serviert werden - und macht den Schärfetest.

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Das Voilà ist Restaurant, Bar, Café und Cocktail Lounge in einem. Besonders beliebt sind die über 100 verschiedenen Cocktails. Ein Grund, warum man abends unbedingt reservieren sollte, wenn man einen Platz im Voilà ergattern will. Trotzdem mangelt es in der Wörthstraße an Restaurants überhaupt nicht. Schräg gegenüber befindet sich die türkische Taverna Diyar.

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(Foto: Elisabeth Schmidt)

Die Wörthstraße auf eine multikulturelle Schlemmertour zu reduzieren, wäre falsch. Die Vielfalt setzt sich vielmehr auch in den kleinen Läden fort - neben einem Batterie-Fachgeschäft findet sich ein Hifi- und ein Buchladen, ein Möbelgeschäft, Juweliere, eine Apotheke, verschiedene Arztpraxen und Psychotherapeuten. Selbst die Bildung kommt nicht zu kurz.

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An der Ecke Milchstraße steht die Wörthschule, eine Grund- und Hauptschule. Wenn Sie am Ende dieser Bildstrecke folgende Frage richtig beantworten, dann müssen sie dort nicht mehr die Schulbank drücken: Warum heißt das Franzosenviertel ''Franzosenviertel''?

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