Münchner SPD wählt Parteichef:Steuerer mit Gegenwind

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Ohne Widersacher, aber mit Widerstand: Hans-Ullrich Pfaffmann wird am Samstag an die Münchner SPD-Spitze gewählt.

Jan Bielicki

Nein, "ich bin nicht nervös", beteuert Hans-Ulrich Pfaffmann, Blutdruck, Anspannung, "alles ganz normal, ist ja nicht Weihnachten." Dennoch wird dieser Maisamstag, so räumt er dann doch ein, "schon etwas Besonderes" für ihn sein und für seine SPD. Gibt es keine ganz große außerweihnachtliche Überraschung, wird der 53-Jährige spätestens am frühen Nachmittag neuer Chef der Münchner Sozialdemokraten sein.

Erfolgreicher Wahlkämpfer: Der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Pfaffmann ist einziger Kandidat für die Nachfolge von Franz Maget als Münchner SPD-Chef. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Der Landtagsabgeordnete aus dem Münchner Osten ist der einzige Kandidat für das Spitzenamt, das der bisherige Parteichef Franz Maget nach zwölf Jahren aufgibt. Dass der Parteivize aufrücken würde, war in den SPD-Führungszirkeln bereits ausgemacht, als Maget im vergangenen Sommer noch während des laufenden Landtagswahlkampfs andeutete, sich aus der Parteispitze zurückziehen zu wollen. "Er genießt das Vertrauen der Partei, und er genießt das Vertrauen der Stadtspitze", preist Maget seinen Wunschnachfolger an.

Tatsächlich gehört der neue Mann schon seit langem zum engsten Kreis der Macht in der München-SPD. Durch zwei äußerst erfolgreiche Wahlkämpfe hat er Oberbürgermeister Christian Ude gesteuert, als Cheforganisator der Kampagnen und oft sogar als Chauffeur der Kandidatenlimousine. Ude hält wie Maget viel vor allem von den organisatorischen Fähigkeiten des als ungemein fleißig geltenden Abgeordneten.

Spitzenkandidat auf wackeligem Boden

An der Parteibasis jedoch hat der neue Mann bislang noch wenig Begeisterung ausgelöst - gerade wegen seiner engen Einbindung in das Machtgefüge des Oberbürgermeisters. Auch Pfaffmann, so mäkeln manche Parteivorständler, entscheide allzu gerne in kleinen Kungelrunden und schon mal als Einzelkämpfer. Ohnehin sehen manche Sozialdemokraten ihre Partei zu eng am Gängelband der Rathausspitze geführt. Sogar Vorstandsmitglieder erfuhren von Magets Absicht, den Parteivorsitz an Pfaffmann abzugeben, erst aus der Süddeutschen Zeitung.

Wie stark die Vorbehalte gegen ihn sind, erfuhr der Kandidat, als er bei seiner Vorstellungstour durch die Parteigliederungen im Ortsverein Hadern richtig durchfiel. Seither wirbt er für "einen Neuaufbruch", für "mehr Transparenz" und "stärkere Beteiligung der Mitglieder bei den großen stadtpolitischen Entscheidungen". Und er räumt sogar ein, dass "manchmal tatsächlich der Eindruck entstehen konnte", die Partei könne nur noch abnicken, was der OB und seine Montagsrunde von Spitzenkräften bereits entschieden hatten. "Es war aber nicht so", fügt Pfaffmann freilich an.

Die, die ihm skeptisch gegenüberstehen, fanden allerdings keinen Gegenkandidaten. Pfaffmanns neue Landtagskollegin Isabell Zacharias, deutlich links von ihm positioniert, fühlte sich zwar von Anfragen "sehr geschmeichelt", mochte aber nicht antreten. "Spannend wird darum nur noch", so ein SPD-Häuptling, "ob er jetzt 70 oder 80 Prozent bekommt" - was dem Kandidaten gar nicht so wichtig sein will: "Ich habe mir keine Ergebnisquote gesetzt."

Aufbruch in die "Nach-Franz-Maget-Ära"

Vor seiner schwersten Aufgabe steht Pfaffmann ohnehin erst später, ganz egal, welches Ergebnis er bei den Wahlen zum Europaparlament und zum Bundestag nun als Parteivorsitzender verantworten muss. Dann nämlich geht es um die für den Machterhalt der SPD im Rathaus so wichtige Frage, wen die Sozialdemokraten als Nachfolger ihres bisherigen Siegesgaranten Christian Ude in die OB-Wahl 2014 schicken sollen. Den richtigen Mann, die richtige Frau zu finden, wird "Führungsaufgabe des Parteivorstands sein", sagt Pfaffmann. Es solle "eine bei den Münchnern anerkannte Persönlichkeit" sein - mehr will er dazu nicht sagen. Nur so viel: "Wenn er oder sie dann auch noch echter Münchner ist, wäre das natürlich von Vorteil."

Das freilich schließt einen möglichen Kandidaten aus: Pfaffmann selbst ist in der Pfalz geboren und aufgewachsen. Der gelernte Kaufmann und Krankenpfleger kam 1982 nach München, wurde Vorsitzender des Personalrats im Krankenhaus Bogenhausen, kam in den Stadtrat, schließlich in den Landtag, wo der Vater von fünf Kindern und Großvater von drei Enkeln den Bildungsausschuss leitet.

Aber auch in der Landtags-SPD könnte die "Nach-Franz-Maget-Ära" (Pfaffmann) in zwei Jahren beginnen. Womöglich mit Pfaffmann an der Fraktionsspitze? Dazu, sagt er, "nehm' ich überhaupt keine Stellung."

© SZ vom 09.05.2009/sus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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