Münchner Flughafen:Dritte Startbahn in der Warteschleife

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Mit einem Dialog-Marathon will Seehofer ausloten, ob es einen Ausweg gibt aus dem verfahrenen Startbahn-Streit. (Foto: N/A)

Die Gegner der geplanten Flughafen-Piste treffen sich mit Ministerpräsident Seehofer - und das Klima ist freundlich. Doch das allein wird nicht reichen als Ausweg aus dem verfahrenen Startbahn-Streit.

Von Marco Völklein

Wie geht es weiter beim Streit um die geplante dritte Start- und Landebahn am Flughafen München? Seit Wochen schon spricht Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit verschiedenen Akteuren in der Causa - Termine gab es bereits mit Ministern auf Bundes- und Landesebene, mit Bundestagsabgeordneten und mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Mit dem Dialog-Marathon will Seehofer ausloten, ob es einen Ausweg gibt aus dem verfahrenen Startbahn-Streit.

Am Dienstagabend nun waren die Ausbaugegner in der Staatskanzlei zu Gast. 60 Minuten waren für das Treffen angesetzt, am Ende blieben die Sprecher des Anti-Startbahn-Bündnisses "Aufgemuckt" sowie der Schutzgemeinschaft der Flughafen-Anrainer etwa eineinhalb Stunden. Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner sprach hinterher von einer "freundlichen, entgegenkommenden, sehr guten Atmosphäre".

Seehofer habe sich offen für die Argumenten der Startbahn-Gegner gezeigt und bei den Teilnehmern den Eindruck hinterlassen, "dass der Dialogprozess tatsächlich ergebnisoffen" verläuft.

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Seehofer kommt nach Attaching

Noch vor dem Beginn des Gesprächs habe die Staatskanzlei in einem Schreiben an ihn, Binner, zugesagt, dass der Regierungschef bereit sei, zu einem weiteren Treffen in den Freisinger Stadtteil Attaching zu kommen. Diese Bitte hatten Binner und seine Leute bereits vor dem Treffen am Dienstagabend geäußert, um Seehofer an Ort und Stelle zu zeigen, wie sich die vier Kilometer lange Piste auf Mensch und Natur im Erdinger Moos auswirken würde. Wann genau Seehofer nach Attaching kommt, blieb zunächst offen. Dazu werde man mit seinem Büro "zeitnah" einen Termin vereinbaren, sagte Binner.

Offen blieb ebenso, wie der Dialogprozess am Ende ausgehen könnte. Viele Ausbaugegner hoffen, dass sich die Staatsregierung angesichts der verfahrenen Situation wenn schon nicht zu einem klaren Nein zur Startbahn, so doch zumindest zu einem Moratorium durchringen könnte.

Das Wort "Moratorium" fällt kein einziges Mal

Denn nach wie vor lehnen Reiter und die gesamte Münchner Stadtspitze die Pläne ab - und verhindern damit im Aufsichtsrat der Airport-Betreibergesellschaft einen Beschluss für das Projekt. Zudem haben führende Rathauspolitiker mehrfach betont, dass eine Abkehr von diesem Kurs nur nach einem erneuten Bürgerentscheid möglich wäre. Bislang allerdings ist weit und breit niemand in Sicht, der ein solches Bürgerbegehren anstoßen könnte.

Binner räumte am Dienstag indes ein, dass in dem Gespräch in der Staatskanzlei "das Wort ,Moratorium' kein einziges Mal gefallen ist". Auch Flughafenchef Michael Kerkloh würde das Auf-Eis-Legen des Projekts gar nicht in den Kram passen. Er wirbt seit Monaten unter dem Motto "jetzt oder nie" dafür, die Pläne rasch durchzuziehen. Seine Befürchtung: Liegt das Projekt erst einmal in der Schublade, wird es ganz schwer, es dort irgendwann wieder hervorzukramen.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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