Münchner Bier-Tradition:Die Historie der Maß Bier

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Es gibt in München einen Ort, an dem Bierkrüge ihre letzte Ruhe finden: Das Bier- und Oktoberfestmuseum dokumentiert ein Stück bayerischer Heimatverbundenheit.

Daniela Krispler

Eines ist in jeder Etage gleich: Ein süßlicher Geruch von Malz liegt in der Luft, Kennern als Biermaische bekannt. Woher der Duft stammt, bleibt unklar, bei den Besuchern des Bier- und Oktoberfestmuseums hat das jedoch den Nebeneffekt, dass mit jedem Schritt das Verlangen nach einem kühlen Hellem steigt. Im Zuge eines Rundgangs über vier Stockwerke kann der Durst dann auch beträchtliche Ausmaße annehmen, denn die Stadt München hat eine lange Biertradition.

Krug um Krug im Münchner Biermuseum. (Foto: Foto: Daniela Krispler)

Das geht aus der Fülle an Gegenständen und Themen rund um das süffige Volksgetränk hervor. Reihen von unterschiedlichen Bierkrügen zeugen von einer ausgeprägten Bierkultur: Bis 1870 konnte nur in den Wintermonaten bis März gebraut werden. Zur Kühlung des Bieres wurde bis dahin Eis verwendet, das an den Münchner Seen "gestochen" wurde, wie alte Fotografien belegen.

Mit der Entwicklung der ersten "Kältemaschine" gelang es, das ganze Jahr über Bier in konstanter Qualität herzustellen. Das Abfüllen in Flaschen bedeutete für die Brauereien neue Gewinne: Mit der Exportmöglichkeit stieg auch der Umsatz der Brauereien: von 50.000 Hektolitern 1847 auf 300.000 Hektoliter 1894.

Damit einher ging der Aufstieg der Münchner Bierbarone und die Privatisierung der Brauereien: von den ehemals 70 Betrieben in München haben sich gerade mal sechs bis heute gehalten, die je eine Festhalle auf dem Oktoberfest betreiben.

Vorfreude auf die Wiesn steigt

Nicht nur wegen seinem beträchtlichem Wirtschaftswert mit 954 Millionen Euro ist dem Volksfest eine eigene Schau im Museum gewidmet. Das Oktoberfest stellt auch seit knapp 200 Jahren ein Stück bayerischer Heimatgeschichte dar. So stößt der Besucher unter anderem auf Schausteller-Stücke wie ein altes Karussellpferd und ein Geisterbahn-Gespenst sowie auf eine Sammlung an Wiesn-Krügen und Oktoberfestplakaten.

Die Exponate wecken bei Wiesn-unkundigen Besuchern Lust, das Spektakel endlich auch einmal zu besuchen, für Wiesn-Stammgästen zeigt die Schau dagegen, was sich am Fest die Jahre über verändert hat. Konstant scheint stets die Freude an frisch gezapften Bier und die ausgelassene Volksfeststimmung gewesen zu sein, wie zahlreiche Bilder und Fotos dokumentieren.

Verantwortlich für den Oktoberfestteil des Museums ist der ehemalige Wiesn-Wirt Willy Heide, Vorstand des Vereins "Münchner Oktoberfestmuseum". Dieser wurde 1976 gegründet. Initiator des Museums ist Ferdinand Schmidt, Vorstand der Edith Haberland-Wagner-Stiftung und früherer Direktor der Augustiner Brauerei.

Weil dieser genau wußte, wonach dem Besucher zu Ende der Schau gelüstet, hat er 2005 zum Museum auch gleich das passende Stüberl eingerichtet. Oliver Klubb, der die Lokalität führt, schenkt neben dem Augustiner Bier im Wechsel alle Biere der sechs Münchner Brauereien aus. Dazu werden aus der Küche verschiedene Brotzeiten serviert oder bayerische Schmankerl wie saure Zipfel, Brezensuppe, Tellerfleisch oder Bierbrauerschnitzel zubereitet.

Im Rundumerlebnis von Museum und Stüberl vermisst der Gast nur Eines: Einen Maßkrugs mit eigener Namensgravur in jährlich wechselnder Sonderedition. Schließlich sollte man ab und an einen Grund haben, wieder mal ins Museum zu gehen und die dortige Bierkrug-Sammlung mit einem eigenen Krug zu erweitern.

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