Münchner Altstadt:Ideen für eine der letzten Baulücken gesucht

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Der letzte große städtebauliche Schandfleck im Herzen Münchens: der Sattlerplatz, das frühere Postgebäude (links) und der Garagenkomplex (rechts). (Foto: Catherina Hess)
  • Seit Jahren will die Stadt den Färbergraben besser gestalten. Das Areal liegt zwischen Hofstatt und Neuhauser Straße - und ist eine der letzten Baulücken in der Innenstadt.
  • Architekten sollen Ideen für den Sattlerplatz und das Parkhaus entwickeln.
  • Auch Bürger sollen nach dem Willen des Bezirksausschusses bei der Neugestaltung mitreden dürfen.

Von Alfred Dürr

Ein Klotz von einem Parkhaus und davor eine öde Fläche - der letzte große städtebauliche Schandfleck im Herzen Münchens soll bald verschwinden. Die Stadt startet die Neubau-Planungen auf dem Areal um den Garagenkomplex am Färbergraben und am Sattlerplatz zwischen dem Geschäfts- und Büroquartier Hofstatt und der Fürstenfelder Straße. Der Stadtrat soll nun einen Bebauungsplan für dieses Gebiet im rückwärtigen Bereich der Fußgängerzone aufstellen. In einer seine nächsten Sitzungen wird der Planungsausschuss darüber entscheiden.

Seit vielen Jahren diskutiert man, wie unter Einbeziehung des Parkhaus-Areals und des früheren Postgebäudes am Rand des Sattlerplatzes der Übergang zwischen der Hofstatt und der Neuhauser Straße besser gestalten werden kann. 2009 hatte der Unternehmer und Augustiner-Bräu-Chef Jannik Inselkammer das Postgebäude erworben und den Weg für Gespräche mit der Stadt, der das Parkhaus-Grundstück gehört, freigemacht.

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Im März 2014 aber kam Inselkammer bei einem Skiunfall in Kanada ums Leben. Die Stadt verhandelt inzwischen mit den Nachfolgern im Inselkammer-Konzern über eine gemeinsame Entwicklung des Areals. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Auch die Zukunft des früheren Postkomplexes ist unklar. Die Stadt will das Parkhaus abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Wenn die Aufstellung des Bebauungsplans vom Stadtrat beschlossen ist, soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Die Stadt setzt dabei auf die lebendige Mischung und Angebotsvielfalt des Hackenviertels: In dem Projekt sollen Geschäfte, Gastronomie, Kultur, Büros und Wohnungen unterkommen.

Vor Jahrzehnten hatten private Bauherren, die in der Innenstadt ein Gebäude errichten wollten, die City-Parkhäuser mitfinanziert. Denn der notwendige Stellplatz-Nachweis für das jeweilige Bauprojekt wurde durch den Kauf von Flächen in den Parkhäusern erbracht. Das Grundstück des Parkhauses am Färbergraben ist im Erbbaurecht an die Firma Mühoga vergeben. Diese Bindungen laufen Ende 2016 aus, die Stadt hat dann freie Hand für ihre Planungen, das Parkhaus am Färbergraben kann abgerissen werden.

Aktuelle Erhebungen und stichprobenartige Überprüfungen der Parkplatz-Situation in der Altstadt zeigen nach Ansicht des Planungsreferats, dass auf das Färbergraben-Parkhaus verzichtet werden kann. Die Autofahrer fänden an den Wochentagen genügend Parkplätze in der Tiefgarage des Stachus-Einkaufszentrums und in der Garage des Josef-Pschorr-Hauses. Weitere Kapazitäten gebe es in der Rieger-City am Isartorplatz und im Isarparkhaus. Diese Garagen liegen nach Ansicht der Behörde nahe genug an der Innenstadt. Die aktuell 146 dauervermieteten Stellplätze im Parkhaus am Färbergraben sollen in der Tiefgarage des künftigen Neubaus wieder zur Verfügung gestellt werden.

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Quer durch alle Fraktionen sind die Lokalpolitiker des Bezirksausschusses Altstadt und Lehel froh, dass nun Bewegung in die Planungen kommt. Sie fordern, dass die Bürger umfassend bei der Aufstellung des Bebauungsplans mitreden können. In dem Neubau-Komplex solle zudem ein "angemessener Anteil geförderter Wohnungen" vorgesehen werden, sagt BA-Planungssprecher Wolfgang Püschel (SPD). Um keinen zusätzlichen Verkehr in das Hackenviertel zu ziehen, dürfe kein öffentliches Parken in der Tiefgarage des Neubaus erlaubt sein. Lediglich die vertraglich festgelegten Stellplätze und Anwohner-Parkplätze sollten dort errichtet werden.

Im Zusammenhang mit der Eröffnung der Hofstatt ist der Sattlerplatz bereits provisorisch verschönt worden. Die Parkplätze wurden unmittelbar vor das Parkhaus verlegt. Die ideale Lösung ist das noch nicht. Aber immerhin bekommt man einen ersten Eindruck, welche neue städtebauliche Attraktion sich aus dem Schandfleck entwickeln lässt.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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