Münchens junge Kreative:Mit einem Strich Gutes tun

Lesezeit: 1 Min.

(Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Cedric Gregor.

Von Veronika Tièschky

Halbnackte Frauen, ausdrucksstarke Porträts und Stadtmalereien in Schwarz-Weiß - auf all das stößt man, wenn man zur richtigen Zeit am Sendlinger Tor ist. Direkt unter dem Torbogen liegen um die 40 Gemälde in unterschiedlichen Größen. Ein paar Meter entfernt steht Cedric Gregor, 21. In den Semesterferien verkauft er hier seine Bilder. An guten Tagen sogar von 6 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts.

(Foto: Robert Haas)

"Mit 14 Jahren hatte ich kein Weihnachtsgeschenk für meine Eltern und zeichnete ein Porträt von ihnen - seitdem weiß ich: Das kann ich!" Eines seiner Porträts hat ihm der Nobelpreisträger Harald zur Hausen abgekauft - für knapp 5000 Euro. Den Erlös wollte er in etwas Sinnvolles investieren. Daraufhin kaufte Cedric rund 100 Schlafsäcke, die er an Münchner Obdachlose verteilte.

(Foto: Robert Haas)

Kritik gehört zu seinem Alltag. "Es gibt Menschen, die sich von den Körpern auf meinen Bildern getriggert fühlen, weil meine Kunst naturalistisch ist und die abgebildeten Frauen teilweise nicht Model-Maßen entsprechen." Hinzu kommen noch Vandalismus und Naturgewalten. Bei einem Blitzregen wurden kürzlich 250 seiner Bilder zerstört. Trotzdem will er weitermachen.

(Foto: Robert Haas)

Wöchentlich reicht er bei der Stadt München einen Antrag für seine Straßenkunst ein. Wenn alles klappt, kann er seine Werke für eine Woche ausstellen. Wo genau er verkauft, erfährt man auf seinem Instagram-Account "munichartguy". Mit dem Straßenverkauf will Cedric auf sich und seine Bilder aufmerksam machen. Gleichzeitig will er herausfinden, welche Art von Bildern sich am besten verkaufen lassen.

(Foto: Robert Haas)

Spricht er gerade nicht mit den Fußgängern, so sitzt er neben seinem Stand und zeichnet an seinen Bildern. Meistens an Porträts oder sogenannten Onelinern. Das sind kleine Motive, die man mit nur einer ununterbrochenen Linie zeichnet. Im Durchschnitt kosten seine Werke 10 bis 30 Euro. Doch Cedric nimmt auch Aufträge an: Kinderzimmerwände verzieren etwa.

(Foto: Robert Haas)

Cedric selbst kommt aus guten Verhältnissen. Daher will er seine privilegierte Lage nutzen und mit seiner Kunst Gutes bewirken. Gerade plant er das Projekt Wundertüte. Mit dem Erlös seiner Bilder plant er, Schulutensilien für Erstklässler aus finanziell schwächeren Familien zu kaufen. "Ungerechtigkeit und Benachteiligung beginnt schon am ersten Schultag, wenn die Schultüten der Kinder unterschiedlich gut gefüllt sind - dagegen will ich mit meinem aktuellen Projekt ansteuern."

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