Als Hausmeisterin, Türsteherin und Barkeeperin arbeitete Sarah Klang, 19, nach dem Abitur, um sich ihren Traum vom Tätowieren erfüllen zu können. Mit dem gesparten Geld besuchte sie einen Tattoo-Kurs und kaufte erstes Equipment. Heute, ziemlich genau ein Jahr später, hat sie schon einen festen Platz als Junior Artist im Loft 213. "In dem Jahr habe ich Vollgas gegeben", sagt sie selbst.
Als Sarah 2022 ihr Abitur machte, hatte sie sich eigentlich auf ein Kunststudium an der Akademie der Künste beworben. Sie schaffte es sogar in die letzte Runde, wirklich Lust auf ein Studium hatte sie aber nie. Dann entdeckte sie durch ihr erstes eigenes Tattoo - ihr Hund mit Sonnenbrille - das Tätowieren für sich: "Da dachte ich mir: Ich kann ja mal probieren, es zu meinem Beruf zu machen." Und sie schafft es.
Zwei Monate übte sie auf Kunsthaut, bis sie schließlich nicht mehr warten konnte und sich selbst einen kleinen Smiley aufs Bein stach. Doch die Ungeduld war nicht der einzige Grund für den ersten Versuch auf echter Haut: Sarah hatte auf Tinder jemanden kennengelernt, und sie wollte sie eine Stunde später besuchen. "Wir hatten dann gar kein Date, sondern sie ist vorbeigekommen und ich habe ihr was tätowiert", erzählt sie und lacht.
Das erste Tattoo war ein Erfolg, ihr Tinder-Date kam danach noch dreimal zum Tätowieren. Tinder spielt für Sarah beim Tätowieren auch weiterhin eine wichtige Rolle. Denn auch ihre erste offizielle Kundin im Studio lernte sie so kennen. Heute verwaltet ihre Freundin den Account. "Wenn sie jemanden auf Tinder sieht und denkt, 'da könnte dein Style passen', wischt sie nach rechts", erzählt Sarah.
Warum das Tätowieren ihr Traumberuf ist? Weil sie dabei, wie beim Zeichnen, komplett abschalte, aber gleichzeitig mit Menschen arbeiten kann. Das Tätowieren sei etwas Intimes, die Menschen würden ihr oft persönliche Geschichten zum Motiv erzählen. "Manchmal ist das wie eine Therapiestunde", erzählt Sarah. Ihr Traum ist es, später mit dem Tätowieren reisen zu können und weltweit zu arbeiten.
Ihre Designs zeichnet Sarah immer selbst, am liebsten realistische Motive mit "eigenem Twist". So ist es auch bei ihrem nächsten "Wanna-Do", das sie schon auf Kunsthaut gestochen hat: ein Porträt von Marilyn Monroe, aber mit einer großen Spinne auf dem Gesicht. "Insgesamt mag ich eigentlich einen leichteren Look, sodass die Kunst mit dem Körper verschmilzt und kein Fremdkörper ist", sagt Sarah.