Ein Tomatenstiel, ein Abwasserrohr am Straßenrand, ein alter Ziegelstein - für Josephine Zacher, 21, ist das kein Müll. Sie macht Kunst aus Objekten, die sonst nur noch weggeworfen werden. Daraus kreiert die Design-Studentin Lampen, Schmuck und andere Objekte. "Ich arbeite einfach super gerne mit Gegenständen, die schon viel erlebt haben und denen man das auch ansieht", sagt Josephine.
Doch ihr Traumberuf war früher ein anderer: Sie wollte Erfinderin werden. "Aber weil ich noch nicht sowas Tolles wie einen Reißverschluss erfunden habe, mache ich eben Kunst", sagt sie und lacht. "Dieser Drang, was Neues aus etwas Altem zu machen, ist sowieso schon immer in mir." So kann sie scheinbar unnützen Gegenständen neues Leben schenken und so sogar doch ein bisschen Erfinderin sein.
Eine ihrer liebsten Kreationen der letzten Zeit ist eine Lampe aus einem alten Stück Brot. "Das Brot bei uns daheim war schon vertrocknet. Jetzt konnte man es nur noch wegschmeißen, oder man macht halt was Neues draus." Und genau das tat sie. Sie höhlte den übrigen Laib Brot aus, legte Kabel hinein und installierte die Elektronik. So entstand das neue Kunstobjekt mit dem ironischen Titel "Still warm".
Neben dem Upcycling von alten Gegenständen zu Lampen und Schmuck arbeitet Josephine auch viel mit Textilien. Aus einer alten Bettdecke nähte sie ein japanisch inspiriertes Kleid. Für einen Austausch war sie bereits selbst dort und studierte ein Jahr Japanologie. Der Bezug zu dem Land spiegelt sich bis heute immer wieder in ihren Arbeiten wider. Das Kleid erinnert an Animekostüme - und an eine Sushi-Rolle.
Für den Alltag näht Josephine lieber weniger auffällige Stücke. So vergoldete sie einen Tomatenstiel und machte daraus eine Kette oder nähte eine Weste aus einem Teppich. Auch Ringe aus Metall, ihren Geldbeutel, verschiedene Taschen und ihre bunte Perlenkette gestaltete sie selbst. Die Technik bringt sie sich meist selbst bei. "Ich liebe es einfach, mein Zimmer komplett zu verwüsten beim Ausprobieren", erzählt sie.
Ein Thema, das Josephine bei ihrer Kunst sehr wichtig ist, ist Nachhaltigkeit. Bei der Arbeit im Kollektiv Crèmbach setzte sie sich schon aktivistisch für das Thema ein. Privat kauft sie inzwischen nur noch Secondhand-Kleidung, wenn sie sie nicht selbst aus alten Materialien näht. "Ich möchte aber nicht den Moralapostel spielen", sagt sie dazu. "Ich will einfach selbst die Dinge wertschätzen, die sonst nur noch weggeworfen werden."