Filmprojekt:Wege aus dem schwarzen Loch

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"Bring Licht ins Dunkle": Um jungen Menschen den Berufsbereich der Sozialpsychiatrie näher zu bringen, entwickelt die Arbeiterwohlfahrt zusammen mit Studenten einen besonderen Werbefilm

interview Von Stephanie Probst, München

In vielen Fachhochschulen wurde das Fach Sozialpsychiatrie gestrichen. Die Arbeiterwohlfahrt Oberbayern (Awo) befürchtet deshalb langfristig einen Fachkräftemangel im sozialtherapeutischen Bereich. Dieser Situation will die Awo nun mit kreativen Ideen entgegentreten. Gemeinsam mit einer Studentengruppe der Hochschule Macromedia entwickelte die Awo einen kurzen Werbefilm zu dem tabubehafteten Thema psychische Krankheiten, um jungen Menschen den Berufsbereich der Sozialpsychiatrie näher zu bringen. Maximilian Schoeller war bei dem Imagefilm "Bring Licht ins Dunkle" gemeinsam mit einer Kommilitonin für die Regie zuständig. Der 23-Jährige studiert im Bachelorstudiengang Film und Fernsehen mit Schwerpunkt Regie. Im SZ-Interview erzählt er von zerbröckelnden Städten, schnellen Klicks und jungen Weltveränderern.

SZ: Wie soll der Film Leute ansprechen?

Maximilian Schoeller: Wir haben den Film mit knapp über einer Minute sehr kurz gehalten. Der Imagefilm ist für das Internet gedacht, erfahrungsgemäß werden da lange Videos schnell weggeklickt. Außerdem haben wir einen Comic-Filter über das Bild gelegt, damit es moderner wirkt und mehr junge Menschen allein durch das Optische angesprochen werden.

Was bereitete Ihnen bei dem Thema Schwierigkeiten?

Psychisch Kranke laufen oft vor ihren Problemen weg. Auch das soll der Imagefilm der Studenten der Hochschule Macromedia zeigen. (Foto: AWO)

Psychische Krankheiten haben ein Stigma und sind mit vielen Vorurteilen belastet. Um das zu vermeiden, war die Awo von Anfang an in den Entstehungsprozess eingebunden. Wir hatten absolut freie Hand, wie wir das Thema umsetzen, aber bei Fragen hat uns die Awo immer unterstützt.

Wie sah die Unterstützung aus?

Am Anfang kam zum Beispiel ein Mitarbeiter der Awo, der aus seinem Berufsalltag erzählt hat. Außerdem wurden wir über psychische Krankheiten informiert, damit wir keine falschen Eindrücke in den Film packen.

Was war die Idee, die hinter diesem Film steckt?

Wir wollten das Innenleben eines psychisch kranken Menschen zeigen. Viele Studenten, die mitgemacht haben, hatten in irgendeiner Form persönliche Erfahrungen mit dem Thema. Entweder war ein Familienmitglied oder eine Person, der sie nahe stehen, schon von einer psychischen Krankheit betroffen, oder sie selbst hatten Depressionen. Wir haben unsere Erfahrungen in das Konzept einfließen lassen, um das Thema assoziativ umzusetzen.

Maximilian Schoeller war nicht nur Regisseur, er spielt auch den psychisch Kranken im Imagefilm. Für die Konzeption verwendete er eigene Erfahrungen. (Foto: privat)

Wie sieht das genau aus?

Der Film beginnt damit, dass eine Person eine Straße entlangläuft, hinter ihr ist eine Stadt, die langsam zerbröckelt. Sie läuft von der Stadt weg. Dann dreht sie sich um, sieht diese zerbrechende Stadt.

Was wollten Sie als Filmemacher damit ausdrücken?

Die Person, die von der Stadt wegläuft, steht für den psychisch Kranken. Die bröckelnde Stadt steht für den gesunden Zustand, der langsam zusammenbricht. Dazu gehört das gesellschaftliche Gefüge mit Freunden und Menschen, die einen umgeben, aber auch Emotionen wie Freude und Behaglichkeit. Vor diesem Zusammenbruch will man natürlich erst mal davonlaufen.

Wie entwickelt sich denn die Handlung weiter?

Der psychisch Kranke dreht sich um, sieht die zerbrechende Stadt - und fällt dann rückwärts in ein schwarzes Loch. Um ihn ist alles schwarz, er kriegt immer mehr Angst und hält es irgendwann kaum noch aus.

Gibt es ein Happy End?

Er wird gerettet. Als er es kaum noch aushält, wird die Wand aufgerissen und dort steht eine andere Person, ein Sozialpädagoge, der ihm den Weg aus dem Loch hinausweist. Mit ihr gemeinsam geht er am Schluss auf die Stadt zu, die sich im Aufbauprozess befindet. Dieser unabgeschlossene Aufbauprozess war uns wichtig, weil wir auch zeigen wollten, dass psychische Krankheiten in vielen Fällen nicht ganz geheilt werden können. Viele leben ihr ganzes Leben mit einer solchen Krankheit, finden aber einen guten Weg, damit umzugehen.

Was soll der Film jungen Menschen vermitteln?

Dass man mit diesem Job die Welt verändern kann - sei es nur die Welt eines einzelnen psychisch kranken Menschen.

Der Imagefilm "Bring Licht ins Dunkle" wird von Montag, 1. Februar, an im Internet unter der Adresse www.awo-obb-psyche.de zu sehen sein.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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