München:Schmierereien in der Maximilianstraße: Ausmaß der Schäden noch unklar

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Schmierereien an den Wänden von Gucci. (Foto: Florian Peljak)

Am Wochenende sind Unbekannte aus der linken Szene losgezogen und haben Läden verschmiert. Dort wird nun geputzt und der Schaden bilanziert.

Von Katharina Kutsche

Bei Escada und Stone Island ist am Montagmorgen schon das Gröbste beseitigt, bei Salvatore Ferragamo wird dagegen noch geschrubbt. Ein blauer Eimer mit einem Gummiabzieher ist vor der Tür abgestellt, daneben stehen Flaschen mit Spülmittel und Reinigungsbenzin: Aufräumen in der Maximilianstraße.

In der Nacht zu Sonntag hatten Unbekannte die Fenster und Fassaden von mehreren Nobelgeschäften in der Maximilianstraße zwischen Wurzerstraße und Karl-Scharnagl-Ring beschmiert. Passanten beobachteten die Täter bei ihrem Zug durch die Innenstadt und riefen die Polizei.

Die Beamten trafen schließlich auf eine Menschenmenge vor den Kunstarkaden in der Sparkassenstraße, kontrollierten etwa 80 Personen und stellten deren Personalien fest. Wie die Polizei am Montag bestätigte, handelt es sich um Angehörige der Punkszene, die von dem Polizei-Einsatz nur mäßig begeistert waren: aus der Gruppe kam es zu Beleidigungen gegenüber den Einsatzkräften.

Messingschilder müssen ausgewechselt werden: für 1 500 Euro das Stück

Inwieweit die etwa 80 Kontrollierten tatsächlich für den Schaden verantwortlich sind, ermittelt nun die Polizei. Da es sich bei den Schmierereien um typische Symbole aus der linken Szene - etwa das Anarcho-Zeichen, ein A in einem Kreis - handelt, gehen die Ermittler von einem politisch motivierten Hintergrund aus. Zuständig ist damit das Kommissariat K43 für Linksextremismus. Dort ist man am Montag erst einmal damit beschäftigt, die Schäden zu sichten und zu bewerten. Da die Nobelläden an der Maximilianstraße lediglich Mieter sind, ist die Klärung der Eigentumsverhältnisse mühsam und dürfte die ganze Woche in Anspruch nehmen.

In den betroffenen Läden selbst heißt es: "Business as usual." Mitarbeiter der Modemarke Escada und des Herrenausstatters Stone Island wurden von Kollegen bereits kurz nach der Tat auf die Schäden aufmerksam gemacht und verbrachten den Sonntag mit dem Putzen der Schaufensterscheiben und Türen.

Schmierereien Maximilianstraße Marc Blickhäuser beim Fenster putzen von Salvatore Ferragamo (Foto: Florian Peljak)

Um die schwarz-blau-lilafarbenen Schlangenlinien auf der Hauswand kümmere sich die Hausverwaltung. Warum beide Modegeschäfte betroffen sind, können sich die Mitarbeiter nicht erklären. "Man wird sich schon was dabei gedacht haben", sagt einer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Ärgerlich sind die Schäden allemal, ihr Ausmaß können derzeit weder die Ladenbetreiber noch die Polizei beziffern. Nicht nur die Hauswände der Altbauten müssen fachgerecht gereinigt werden, auch die Messingschilder der Kanzleien und Arztpraxen in den betroffenen Gebäuden sind beschmiert und müssen ausgewechselt werden: für 1 500 Euro das Stück, da sie am gesamten Gebäudekomplex aus dem gleichen hochwertigen Material sein müssen.

Punk-Band macht sich auf Facebook über Polizeieinsatz lustig

Was die Täter mit ihrem Vandalismus eigentlich ausdrücken wollten, ist derzeit unklar. Zur kommenden Sicherheitskonferenz besteht nach Polizeiangaben kein Zusammenhang. Die Verdächtigen, die die Polizei in der Tatnacht kontrollierte, waren offenbar Besucher eines Konzerts dreier Punkbands in den Kunstarkaden.

Schmierereien Maximilianstraße Schmierereien an den Wänden von Gucci (Foto: Florian Peljak)

Dort spielte unter anderem die Band Turd Sandwich, nach eigenen Angaben Anarchopunk mit Reggae-Einflüssen, die sich in ihrem Facebook-Auftritt über den Polizeieinsatz lustig machte und ein Foto der beschmierten Filiale der Edelkette Gucci postete.

Die Stadt München, die für die Ausstellungen in den Kunstarkaden verantwortlich ist, hält die Vorfälle für "äußerst bedenklich". Das Punkkonzert sei Teil der Performance eines Künstlers gewesen. Dieser sei vertraglich verpflichtet, sicherzustellen, dass die Musik in seiner Ausstellung den rechtlichen Vorgaben der Stadt München entspricht, das heißt: keine rassistischen, extremistischen oder diskriminierenden Inhalte. Ein Sprecher des Kulturreferats sagte, nun werde geprüft, ob es zu einer Vertragsverletzung der Künstler gekommen ist.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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