Müll an der Isar:Tante Frieda soll es richten

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Die Müll-Feen in Hotpants sind passé. Jetzt soll eine neue Kampagne Feiernde dazu bringen, ihren Müll nicht an der Isar liegen zu lassen. Und diesmal soll es ganz züchtig zugehen.

Michael Tibudd

Tante Frieda soll es in Zukunft richten, denn die, so hofft Hartmut Keitel, ist doch unverdächtig. Typ gealterte Hausfrau, geblümte Schürze, dazu der Besen: Nein, die Bühnenfigur der Kabarettistin Irmgard von Oesen biete gewiss keinen Anlass für Seximus-Vorwürfe. Im August hatte Tante Frieda ihren ersten Auftritt in Sachen saubere Isar, sie fegte Kronkorken und Zigarettenstummel vom Ufer.

Müll am Fluss: Im vergangenen Jahr kamen 85 Tonnen zusammen.  (Foto: Alessandra Schellnegger)

Hartmut Keitel ist einer der Macher der Kampagne "Deine Isar". Gemeinsam mit Michael Knoch, seinem Partner in der Kommunikationsagentur Keitel & Knoch, hat er diese Kampagne entwickelt, 2012 lief sie nun schon im zweiten Jahr. Plakate, Werbeflyer, Kinospots und Aktionen sollten die Münchner darauf aufmerksam machen, dass die Isar an einem Müllproblem leidet.

Am meisten Aufmerksamkeit freilich erhielt die ehrenamtlich erstellte Kampagne selbst zu Beginn dieses Sommers: Da stellten die Macher ihre Idee von den "Müllfeen" vor, jungen Frauen in engen T-Shirts, die auf Rikschas an der Isar entlang radeln und Müllbeutel verteilen sollten. Anzügliche Sprüche auf den T-Shirts brachten insbesondere Politiker der Grünen gegen die Kampagne auf.

Der Sexismus-Vorwurf wog schwer genug, dass die Macher der Kampagne die Sprüche aus dem Programm strichen und auch die Einsätze der Müllfeen eindampften. Ganze drei Mal war die Müll-Rikscha nun in diesem Sommer unterwegs - als Müllfee verkleidet waren dabei Keitel und ein paar Kompagnons selbst.

Die Effekte der Kampagne scheinen aber eher gering. "An schönen Wochenenden sammeln sich pro Tag 3,5 bis vier Tonnen Müll an", sagt Dagmar Rümenapf vom zuständigen Baureferat der Stadt - da mache dieses Jahr im Vergleich zu früheren keinen großen Unterschied. Den meisten Müll gibt es "überall da, wo die Leute grillen dürfen", sagt Rümenapf. Das gilt generell für alle Bereiche außerhalb des Mittleren Rings, wichtigster Grillplatz der Stadt ist der Flaucher.

85 Tonnen Müll

Die Gesamt-Müllmenge hängt dabei stark von der Zahl der schönen Tage insbesondere an Wochenenden ab. 85 Tonnen kamen zuletzt zusammen im Jahr. An Schlechtwettertagen ist die Müllmenge nicht nur deswegen geringer, weil weniger Leute unterwegs sind. "Die Leute sind dann auch disziplinierter", sagt Dagmar Rümenapf.

Die private Isar-Kampagne, die allerdings für Materialkosten mit insgesamt 12.000 Euro vom Baureferat und vom Verein Isarfischer unterstützt wurde, soll in jedem Fall im kommenden Jahr weitergehen. Ein neuer Kinospot ist in Planung, und neben den Müllbeuteln wollen die Kampagnen-Macher im kommenden Jahr auch noch Aschenbecher zum Mitnehmen verteilen.

"Zigarettenkippen sind ja ein riesiges Problem am Isarufer", sagt Hartmut Keitel. Die Mini-Aschenbecher für die Hand- oder Hosentasche, in denen etwa zehn Kippenstummel sauber Platz finden, kosten freilich Geld. Ein Zigarettenhersteller will diese deswegen im kommenden Jahr finanzieren und dabei selbst gleich ein wenig Promotion für sich machen. Berührungsängste mit möglicherweise umstrittenen Sponsoren? "Solange die die Aschenbecher bezahlen, ist mir das recht", sagt Werbeexperte Hartmut Keitel.

© SZ vom 01.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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