Mouse on Mars in München:Elektronische Feinkost

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Exquisites Elektro-Gebizzel aus dem Rheinland: Mouse on Mars haben im Backstage ihr neues Album "Parastrophics" vorgestellt. Die Erwartungen haben sie wieder einmal übertroffen und gezeigt, dass sie genau das Gegenteil von David Guetta sind.

Beate Wild

Mouse on Mars ist das komplette Gegenteil von David Guetta. Also das Gegenteil von Mainstream, seichtem Elektro-Sound und dumpfen Party-Gehämmer. Mouse on Mars ist Feinkost, nicht Fast Food. Techno für den Intellekt, nicht nur für die Beine.

Machen Techno für den Kopf, nicht nur für die Beine: Das Elektro-Duo Mouse on Mars. (Foto: N/A)

Nach sechs Jahren haben Jan St. Werner und Andi Toma nun endlich ihr neues Album "Parastrophics" herausgebracht. Am Donnerstagabend gastierten sie damit im Münchner Backstage - und es war wieder einmal Elektro-Abend der ganz besonderen Sorte.

Wie sie da auf der Bühne stehen und an ihren unzähligen Knöpfen herumdrehen und dazu ausgeflippt tanzen, das hat schon was. Nicht, dass man bei den Kreationen der beiden Herren immer eine Melodie oder ein bestimmtes Muster erkennen könnte. Mancher Ignorant wird sich fragen, ob das überhaupt Musik ist. Für die Kompositionen des Elektro-Duos aus dem Rheinland, braucht man ein geschultes, oder zumindest ein williges Ohr.

Dieses Mal stehen die Zwei auch nicht wie sonst alleine auf der Bühne, sondern haben sich den Schlagzeuger Dodo Nkishi mitgebracht, der die Percussions live spielt und auch hin und wieder einen Gesangspart übernimmt.

Angeblich haben sie sich Jan St. Werner und Andi Toma, die aus Köln und Düsseldorf stammen, vor 19 Jahren auf einem Death-Metal-Konzert kennengelernt, so geht die Legende. In ihren musikalischen Werken haben sie von klassischem Techno auch Indie, Rock, Punk und Metal verarbeitet. Sogar ein Orchesterwerk haben sie komponiert und 2011 mit den Kölner Philharmonikern uraufgeführt.

An ihrem nun schon zehnten Album "Parastrophics" ist nur eines neu: Sie haben ihre elektronischen Sounds erstmals nicht mehr analog mit eingespielten Instrumenten zusammengebastelt, sondern erstmals mit dem Computer zusammengesetzt. Wahrscheinlich hat es in Deutschland bislang nur eine andere Gruppe gegeben, die sich genauso ernsthaft mit elektronischer Musik beschäftigt hat, wie Mouse on Mars, und das sind Kraftwerk. Und die stammen auch aus Düsseldorf, das kann schon fast kein Zufall mehr sein.

Uns so piepst, fiept, zirpt und rummst es bei den beiden Klangtüftlern, dass das Backstage nur so wackelt. Synthiemelodien, Bässe, Knarztöne, Roboterstimmen - alles wird zu einem abstrakten elektronischen Konglomerat zusammengemischt. Beim Münchner Publikum kommt das so gut an, dass sie gleich zwei Zugaben fordern, was die beiden Mäuse aus dem Rheinland begeistert erfüllen. Eben Feinkost, nicht Fast Food.

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