Mord an Dirk P.:Tod im Lieferwagen

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Mord in München: Hängt der Tod des Münchner Managers Dirk P. mit dem Verkauf seines Luxusautos zusammen? Drei Tatverdächtige wurden festgenommen.

B. Kastner

Dirk P. ist tot. Der seit Donnerstag vermisste Finanzmanager ist ermordet worden. In der Nacht von Freitag auf Samstag fand die Polizei seine Leiche in einem Lieferwagen, der am Straßenrand im Stadtgebiet München abgestellt war. Übers Wochenende haben die Ermittler bereits drei tatverdächtige Männer festgenommen. Weil die Vernehmungen noch laufen, gab die Polizei am Sonntag noch keine Details zu den Umständen des Mordes und zum möglichen Motiv bekannt.

Dirk P. ist ermordet worden. (Foto: Foto: oh)

Unklar ist damit noch, inwieweit der gewaltsame Tod des 36-Jährigen mit dem Verkauf seines Audi A8 zusammenhängt. Von P. hatte den teuren Oberklassewagen im Internet angeboten.

Das Fahrzeug war im südwestlichen Stadtgebiet abgestellt und wurde dort auch von der Polizei entdeckt, ganz in der Nähe des Lieferwagens, in dem die Leiche lag. Wie und wann genau der Manager getötet wurde, wollte Markus Kraus, Chef der Mordkommission, am Sonntag noch nicht sagen.

Dirk P., der in der Schwabinger Niederlassung des schwedischen Finanzinvestors EQT arbeitete, hatte am Donnerstag gegen 9:30 Uhr seine Wohnung am Prinzregentenplatz in Bogenhausen verlassen. In seinem Büro in der Leopoldstraße unweit des Siegestores kam er aber nicht an.

Kein Anruf bei Ehefrau

Entgegen seiner Gewohnheiten meldete er sich auch nicht telefonisch bei seiner Ehefrau, zu einem wichtigen Geschäftstermin erschien der Manager ebenfalls nicht. Irgendwann war auch sein Handy ausgeschaltet. Seine Frau meldete ihn deshalb am Donnerstagnachmittag als vermisst.

Weil die Polizei von Anfang an ein Gewaltverbrechen befürchtete, übernahm die Mordkommission die Ermittlungen. Nachdem erste Suchaktionen keine Ergebnisse gebracht hatten, entdeckte am Freitagabend eine Polizeistreife im Südwesten der Stadt den zur Fahndung ausgeschriebenen schwarzen Audi A8 Quattro. Dann dauerte es nicht lange, bis die Ermittler aufgrund von Überwachungen und "operativen Maßnahmen" einen ersten Verdächtigen festgenommen und den Lieferwagen mit dem Toten gefunden hatten.

Der Vater zweier Kinder, der erst vor einem Jahr von Frankfurt nach München gezogen war, hatte seinen Audi A8 Quattro für 53.999 Euro auf einem Online-Portal zum Verkauf angeboten. Der knapp ein Jahr alte Wagen mit 232 PS war erst 3900 Kilometer gefahren worden, er verfügt laut der Anzeige über eine Top-Ausstattung. Wegen eines bevorstehenden Umzugs in die USA wolle er das Fahrzeug verkaufen, gab P. als Begründung an.

Am Freitag startete die Polizei die öffentliche Suche nach dem Manager, der als äußerst zuverlässig galt. Trotz seiner erst 36 Jahre hatte er eine beachtliche Karriere vorzuweisen. Ehe er 2009 zu EQT als Investment-Manager mit dem Titel eines Directors kam, war er vier Jahre lang als Vice Präsident in der Investment Banking-Abteilung von Morgan Stanley in Frankfurt tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt: Transaktionen im Infrastruktur- und Energiesektor.

Zuvor hatte der Manager vier Jahre lang in London für JP Morgan und für Dresdner Kleinwort gearbeitet. Von 1996 bis 2000 hatte er die European Business School in Oestrich-Winkel bei Wiesbaden besucht, die er als Diplom-Kaufmann abschloss. Er studierte auch im spanischen Navarra und an der US-amerikanischen Management-Hochschule Thunderbird in Arizona. In seiner Freizeit spielte er Tennis, war auf der Piste mit dem Snowboard unterwegs und reiste gern.

Viele offene Fragen

Bei der Familie von P. handelt es sich um ein altes, bayerisches Adelsgeschlecht, das seit dem Mittelalter existiert. Im Besitz der weitverzweigten Familie ist auch der Riegsee bei Murnau. Eine Linie der Ps betreibt im Bayerischen Wald seit Jahrhunderten eine Glashütte. Nach einem Mitglied dieses Zweiges ist im Herzogpark eine Straße benannt, in der einst Thomas Mann wohnte.

Dirk P.s gewaltsamer Tod wirft viele Fragen auf, beginnend beim Verkauf des Audi. Warum versuchte ein gut verdienender und vielbeschäftigter Mann privat und im Internet seinen Wagen zu verkaufen, anstatt ihn einfach einem Händler zu übergeben und somit keine Arbeit damit zu haben? Hatten es die mutmaßlichen Täter allein auf den teuren Wagen abgesehen oder hatten sie womöglich eine Entführung geplant, die außer Kontrolle geriet?

Der Getötete hatte im Internet seine komplette Adresse samt Telefonnummer angegeben. Warum ließen die Täter den Wagen ihres Opfers in München stehen, und warum vor allem parkte der Lieferwagen mit der Leiche unweit davon? Am heutigen Montag will die Polizei Einzelheiten ihrer Ermittlungen bekanntgeben.

© SZ vom 18.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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