Mord an Manager:Vier Waffen und zwei Leichensäcke

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Hausmeister unter Verdacht: Die Ermittler sind überzeugt, dass Rainer H. den Investment-Manager Dirk P. getötet hat, um an dessen Auto zu kommen.

Bernd Kastner

Es war an Weihnachten 2008, als Rainer H. im Internet zwei Leichensäcke bestellte für 45,30Euro. Schon damals scheint er den Plan gehabt zu haben, einen Menschen zu töten - das wirft ihm jedenfalls die Staatsanwaltschaft vor. Gut ein Jahr später, am 14. Januar 2010, legte er in diese Säcke die Leiche eines 36-jährigen Finanzmanagers. Die Ermittler sind überzeugt, dass Rainer H. den Familienvater Dirk von P. heimtückisch getötet hat, um an dessen Audi A8 zu kommen.

H. ist des Mordes angeklagt, der Prozess beginnt am 2. November, vorerst sind 14 Verhandlungstage festgelegt. Laut seinem Verteidiger Christian Finke leugnet H. die Tat.

Trifft zu, was in der 17-seitigen Anklageschrift steht, hat H., der zuletzt als Hausmeister arbeitete, seine Tat über Monate vorbereitet. Er habe angesichts seiner desolaten Finanzen schnell und auf bequeme Art an viel Geld kommen wollen. Schon vor Jahren beschaffte sich H. mindestens vier Waffen - ohne Erlaubnis. Im April 2009 setzte er einen spanischen Gastronomen als Strohmann einer Firma ein, die de facto der Angeklagte führte. Dieser Strohmann beschaffte sich falsche bulgarische Papiere, so die Anklage, über ihn wollte H. Spuren verwischen, indem er etwa jenes Handy, mit dem er sein späteres Opfer kontaktierte, auf die Firma anmeldete.

Der getötete Manager bot laut Staatsanwaltschaft im Dezember 2009 seinen kurz zuvor im Internet ersteigerten Audi A8 für 53.999 Euro an. Am 18. Dezember kontaktierte H. den Verkäufer erstmals, drei tage vor Heilig Abend trafen sie sich persönlich. So habe der Angeklagte unter dem falschen Namen "Arnold" das Vertrauen des arglosen Managers erschlichen. Am Vormittag des 14. Januar verabredete sich das Opfer mit seinem mutmaßlichen Mörder bei seiner Wohnung in Bogenhausen.

Zuvor war H. noch an seinen Schreibtisch in der Firma gegangen, um sich ein Alibi zu verschaffen. Er fuhr dann mit der U-Bahn zum Prinzregentenplatz, kaufte sich gegen 9.30 Uhr einen Kaffee, und ging dann zur Tiefgarage in der Wilhelm-Tell-Straße. Zusammen fuhren sie nach Laim, angeblich in die neue Filiale der Firma von H.s Strohmann. Dort lockte H. sein Opfer in eine Garage und schoss 13 Mal auf den mit Handschellen gefesselten Manager.

So durchdacht die Vorbereitung der Tat wirkt, so dilettantisch scheint der Angeklagte später vorgegangen zu sein. Gummihandschuhe, Handschellen und eine Patronenhülse warf er in eine kurz zuvor geleerte Mülltonne, die Geldbörse des Opfers ließ er in der Garage zurück, den Audi und den VW-Bus mit der Leiche vor seiner Wohnung stehen. Nach der Festnahme gelang es ihm, den Verdacht auf einen unschuldigen Bekannten zu lenken, den ein Sondereinsatzkommando festnahm. Der Mann und seine Frau leiden noch heute unter der Polizeiaktion.

© SZ vom 18.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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