Landgericht München:Ehefrau aus "krasser Eifersucht" getötet

Lesezeit: 1 min

Mord? Oder Totschlag? Ein 47-jähriger Anwalt aus Schäftlarn hat seine Ehefrau mit 30 Messerstichen getötet - offenbar aus rasender Eifersucht. Beide waren untreu, aus Hunderten von Nachrichten lässt sich das ständige Auf und Ab der Ehe herauslesen.

Von Christian Rost

Ob es Mord oder Totschlag war, ist noch nicht geklärt. Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum ein Anwalt in Schäftlarn am 25. Juni 2012 dreißig Mal mit einem Messer auf seine Frau eingestochen hat, ist das Schwurgericht am Landgericht München I indes schon weiter gekommen: Das Motiv Eifersucht rückt immer mehr in den Mittelpunkt dieses Falles. Am Montag berichteten Beamte der Mordkommission, was sie aus den SMS- und Email-Nachrichten von Michael N. und seiner getöteten Frau herauslesen konnten: Beide waren untreu, und nicht nur in sexueller Hinsicht hatte sich das Paar auseinander gelebt.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass N. seine damals 37-Jährige Frau "aus krasser Eigensucht" getötet hatte, weil er sie mit keinem anderen Mann teilen wollte. Die SMS-Nachrichten auf dem Handy der Mutter von vier Kindern bestätigten nun, dass sie zwei Liebhaber hatte. "Aus rein sexuellen Gründen", so ein Kriminaler, traf sie sich mit einem Bekannten im Fitness-Studio. Und mit einem Nachbarn spann sie Zukunftspläne. Ehemann Michael N. ahnte das: "Hast du dich in M. verliebt?", fragte er per SMS. "Nein", lautete die Antwort. Einer Freundin schrieb sie dann: "Mein Gatte ist total eifersüchtig."

Aus den Hunderten von Nachrichten an seine Frau lässt sich auch das ständige Auf und Ab der Ehe herauslesen. Morgens schickte N. ihr oft Entschuldigungen für seine Ausraster vom Vorabend - er hatte einmal im Streit mit der Faust eine Duschwand zertrümmert. Dann machte er ihr wieder Vorwürfe und bemitleidete sich. Seine Frau gab sich insgesamt eher kühl, wie ein Kriminaler sagte. Der 47-jährige Angeklagte behalf sich deshalb mit anderen Bekanntschaften.

Auf einem Portal im Internet suchte und fand er eine Frau für einen Seitensprung. Und er lud sich Tausende Pornobilder auf seinen PC. In einer letzten Email am Tattag schickte N. seiner Frau noch ein Foto von sich und schrieb dazu: "Können diese Augen bedrohlich sein?" Der Prozess dauert an.

© SZ vom 12.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: