Mobilität:Stromrichtlinienförmig

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Mehr Elektroautos für den gewerblichen Verkehr in München - der Stadtrat hat dies beschlossen. Doch wer wie genau davon profitiert, ist noch unklar. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Mit 30 Millionen Euro will der Stadtrat E-Autos fördern, erste Firmen melden Interesse an. Doch viele Fragen sind offen

Von Marco Völklein

Gut 30 Millionen Euro investiert die Stadt in ihr Förderprogramm zur Elektromobilität. Kern des Programms, das der Stadtrat vergangenen Mittwoch mit den Stimmen von CSU, SPD und Grünen verabschiedet hat, sind Kaufprämien für gewerbliche Nutzer: Taxi-Unternehmer, die sich ein Auto mit Elektromotor kaufen, erhalten 4000 Euro Zuschuss von der Stadt, ebenso zum Beispiel Handwerker, die einen solchen Lieferwagen anschaffen. 2500 Euro je Auto gibt es, wenn Pizzaboten oder Pflegedienste ein E-Auto kaufen. Was die Opposition im Rathaus als "pure Geldverschwendung" kritisiert, trifft bei den Zielgruppen auf Interesse. Ein knappes Dutzend Anfragen hat zum Beispiel Joseph Seybold von der Industrie- und Handelskammer (IHK) gezählt. "Das ist relativ viel für das Thema", findet der IHK-Mobilitätsbeauftragte. Auch bei der Handwerkskammer hätten Unternehmen ihr Interesse bekundet, sagt deren Verkehrsexperte Wolfgang Christl. Und beim federführenden Umweltreferat der Stadt sind bislang ebenfalls ein knappes Dutzend Anfragen eingegangen. Das Problem ist nur: Detaillierte Antworten auf die Fragen kann derzeit keiner geben. "Die Förderrichtlinien werden erst noch im Detail erarbeitet", sagt Katrin Zettler vom Umweltreferat. Bis zum Jahresende sollen diese feststehen, hat der scheidende Umweltreferent Joachim Lorenz (Grüne) dem Stadtrat versichert. Die Förderbeträge auszahlen will die Stadt, wenn alles klappt, von Januar 2016 an. IHK-Mann Seybold fordert indes, dass die Stadt möglichst schnell "zumindest ein paar Leitplanken" liefert. "Bis in den Herbst hinein zu warten - das dauert zu lang." Das Interesse der Firmen sei jetzt da, entsprechend müsse man es auch jetzt bedienen. Zudem stünden Unternehmenslenker vor schwierigen Entscheidungen: Legen sie sich jetzt einen Firmenwagen mit herkömmlichem Antrieb zu? Oder warten sie noch, um sich im nächsten Jahr mit der städtischen Förderung einen Stromer zu leisten? Zumindest "erste Anhaltspunkte" müsste die Stadt dafür schon bald liefern können, sagt Seybold. Wichtig sei zum Beispiel die Frage nach dem Stichtag: Gibt es die Förderung erst für Autos, die von Januar 2016 an bestellt werden? Oder von diesem Zeitpunkt an bereits ausgeliefert werden? Kann ein Unternehmer jetzt schon den Wagen bestellen - im Vertrauen darauf, dass die Stadt ihm die Förderung zahlt? Zu klären ist auch, ob die Stadt die Förderung nur an Unternehmen zahlt, deren Hauptsitz sich in München befindet. Oder ob auch die zahlreichen Handwerksfirmen aus dem Umland die Förderung erhalten - immerhin fahren diese ständig in die Stadt rein, um Aufträge zu erledigen. Antworten auf solche und weitere Fragen wünschen sich auch die etwa ein Dutzend Teilnehmer, die sich derzeit bei der Handwerkskammer (HWK) zum "Berater für Elektromobilität" ausbilden lassen. Sie sollen Firmenchefs bei der Entscheidung "E-Auto - ja oder nein?" helfen. "Die schauen intensiv aufs Förderprogramm", sagt HWK-Mann Christl. In diesem Sommer werden die ersten ihre Prüfungen ablegen. Eine Frage, die immer wieder auftaucht, können die Berater der Kammern wie die des Umweltreferates schon im Schlaf beantworten: Privatpersonen können die Förderung nicht beantragen. Die gibt es ausschließlich für "gewerblich genutzte" Fahrzeuge. Auch dies muss noch im Detail geklärt werden.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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