Mitten in Trudering:Trudelade und Traffic-Jam

Aus Matschobst soll die Truderinger Konfitüre gemacht werden - und reißenden Absatz finden

Von Renate Winkler-Schlang

Fruchtig-rote Erdbeeren, die Schnecken als Nahrung dienen; Kirschen, die sich die Vögel holen; matschige Birnen am Boden; Fall-Äpfel mit Druckstellen. Das passiert, wenn Gartenbesitzer in der Erntezeit im Urlaub sind oder generell von der Vitaminschwemme überfordert. Die Umwelt-Initiative "Trudering im Wandel" will dieses Obst retten und zu köstlicher Marmelade veredeln. Nun ist es zwar noch ein paar Tage hin bis zur Erntesaison, doch die Aktiven rufen schon jetzt Gartenbesitzer und die möglichen Marmeladen-Rührer dazu auf, sich in Listen einzutragen.

200 Gläser "Truderinger Marmelade" sind im vergangenen Jahr entstanden und fanden bei den Veranstaltungen wie dem Repair-Café oder den Vorführungen gesellschaftskritischer Filme angeblich reißenden Absatz. Außergewöhnliche Konfitüren-Sorten sollen im Angebot gewesen sein - etwa Produkte mit der einheimischen Wildobstsorte Kirschpflaume. Süßes Trudering!

Wenn sich nun in diesem Jahr Aberdutzende melden, wenn sich das herumspricht in dieser anspruchsvollen Zeit, in der die Foodhunter weltweit nach neuen attraktiven Kitzeln für die Gaumen ihrer verwöhnten Kundschaft suchen . . . Das Geschäftsstraßenmanagement wird in einem Bürgerworkshop den Namen "Trudelade" kreieren lassen. Fußballer der Nationalmannschaft und des FC Bayern werden Werbespots drehen, werden genüsslich Marmeladenbrot mampfend von Litfaßsäulen lächeln und vergessen machen, dass sie jemals für Schokoaufstrich warben. Der Burschenverein wird eine Trudelade-Königin küren. Und von weit her werden die Menschen zur Manufaktur in den Münchner Osten pilgern und einen Stau produzieren - einen echten Traffic-Jam.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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