Mitten in Thalkirchen:Im Strudel der Bedenken

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Wenn sich die Politiker des Party-Treibens an der Isar annehmen, kann das ganz schön haarig werden

Von Jürgen Wolfram

Beim politischen Gegner das Haar in der Suppe zu suchen, zählt zu den bevorzugten Beschäftigungen vieler Parteigänger. Manchmal müssen sie nicht einmal groß umrühren, um fündig zu werden. Weil in Strähnenstärke oben schwimmt, worauf dringend hinzuweisen ist.

Insofern hatten die Sozialdemokraten im Stadtbezirk jüngst leichtes Spiel, als die Christsozialen sich mit einem Antrag zu profilieren trachteten, kommerzielle Veranstaltungen an der Isar rigoros zu verbieten. Mit Kiesbank-basierten Mondscheinpartys sollte Schluss sein, vor allem mit solchen Gelagen, zu denen via Facebook Tausende mobilisiert werden. Der Naturschutz dürfe sich nicht in einen Scherbenhaufen verwandeln, so ungefähr die Argumentation. Aber befahren nicht auch Vergnügungsflöße die schöne Isar? Und steuern die nicht ebenfalls einen geschäftsträchtigen Kurs? Und das mit jahrhundertealten verbrieften Rechten? Eben.

Vielleicht sollte die CSU ihrer Kontrahentin für die Zurechtweisung sogar dankbar sein. Der Flößer zählt zu einem handfesten Menschenschlag, der knüppelharte Ruderblätter womöglich nicht nur zum Umschiffen des Georgensteins zu gebrauchen weiß. Und wie die Thalkirchner reagieren würden, machten keine schwimmenden Kolosse mehr an ihrer Zentrallände fest, lässt sich nur schwer kalkulieren. Wenn sich die Antragsteller vom konservativen Ufer trotzdem pikiert zeigen, darf man zwischen zwei flussgekühlten Bieren auch dafür Verständnis aufbringen. Denn dahinter steckt die tief sitzende Aversion gegen eine grassierende Unsitte, an der gemessen sich ein aufgedrehter Gettoblaster harmlos ausnimmt. Sie besteht darin, im Grunde vernünftige Ideen mit spitzfindigen juristischen Nadelstichen zu perforieren, noch ehe sie zur Gänze ausgesprochen worden sind.

Was das alles fürs ausufernde Partytreiben an der Isar bedeutet, das spätestens in ein paar Wochen wieder einsetzen dürfte? Von einer starken politischen Strömung jedenfalls wird es nicht gebremst. Den meisten Kommunalpolitikern sind strikte Regularien einfach zu haarig.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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