Mitten in Schwabing:Rücksicht hilft weiter

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Wo sollen Hunde dürfen, wenn sie müssen? Und wer räumt die Tretminen weg? Diese kniffligen Fragen müssen jetzt auch im Luitpoldpark beantwortet werden

Von Ellen Draxel

Berichterstattung über Hundehäufchen rangiert in als seriös geltenden Medien unterhalb der Bagatellgrenze. Zu unappetitlich ist das Thema, zu banal. Zumindest solange, bis der eigene Fuß in eine dieser Tretminen tappt. Dann wird schnell klar: Das Ärgernis kann ganze Diskussionsrunden mit Gesprächsstoff versorgen. Eigene Erfahrungen liefern jede Menge Material - Schimpf-Tiraden auf Hundehalter inbegriffen, die die unschönen Hinterlassenschaften einfach liegenlassen.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Hundeliebhabern und dem Teil der Bevölkerung, der den Tieren - vorsichtig formuliert - reserviert gegenübersteht, zeigen sich aber auch bei einem anderen Thema: der Definition der Freiheit von Hunden und Herrchen. Soll oder muss Waldi an die Leine? - Braucht er nicht, tut doch sowieso keinem was . . .

Im Schwabinger Luitpoldpark tobt derzeit ein solcher Streit: Die "Hundewiese", so wird gefordert, soll von den Spielplätzen wegverlegt werden. Die Tiere stellten eine "Gefahr" dar. Dumm nur, dass es solch eine Gassi-Wiese nicht gibt. Sie könne, kommentiert das Baureferat Gartenbau, "entsprechend auch nicht verlegt werden". Eingebürgert hätten sich dagegen "Gassiwege" - nebst idealerweise hundefreien, weil durch "Hundeverbotspoller" gekennzeichneten Spiel- und Liegewiesen.

Was aber, wenn sich doch mal ein Vierbeiner ohne Leine in diese cleane Zone verirrt und dann dort noch ein Häufchen hinterlässt? Bleibt zu hoffen, dass der Besitzer für diesen Fall eine der kleinen Plastiktütchen dabei hat. Und den "Unfall" auch bemerkt. Der große Spielplatz im Park ist vor solchen Ausreißern ohnehin gefeit, weil eingezäunt. Und das kleinere Spielareal soll jetzt eine "weiträumige" Schutzzone bekommen. Das zumindest fordert der örtliche Bezirksausschuss.

Schranken, Zonen, abgegrenzte Bereiche - das Neben- statt Miteinander im Luitpoldpark erinnert an politische Strömungen, die eines vehement vermissen lassen: Toleranz. Banal ist das allerdings ganz gewiss nicht. Eher traurig. "Vermehrte gegenseitige Rücksichtnahme", kommentiert denn auch das Baureferat, "könnte am nachhaltigsten die Situation verbessern". Und dazu gehört das Wegräumen von Tretminen.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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