Mitten in Schwabing:Hauptsache frisch gebazd

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Auch wenn der Obazda mittlerweile von der EU geschützt ist - ohne das richtige Rezept geht gar nichts

Von Nicole Graner

Es gibt ihn mit Chili. Mit Paprika. Oder nur mit Salz, Pfeffer, Schnittlauch und Kümmel. Andere schwören darauf, zum Camembert auch noch Limburger dazu zu tun. Manche rühren Magerquark darunter, sogar Sahne. Und ganz Raffinierte fügen einen Esslöffel Mineralwasser dazu. Wozu das denn? Egal. Alle Rezepte haben jedenfalls eines gemeinsam: Die Zutaten für einen Obazdn werden zusammengemantscht, zusammengebazd. Daher der Name.

In der Schweiz kennt man die bayerische Mixtur aus gereiften Weichkäsen, die am allerbesten zur Brezn im Biergarten schmeckt, als "Gmantschter". In Österreich nennt man die Käsecreme auch Liptauer. An der Käsetheke in einem Schwabinger Kaufhaus gab es nun genau darüber fachkundige Gespräche, wie cremig ein bayerischer Obazda sein müsse, welche Gewürze unbedingt hineingehörten. Wie Kümmel zum Beispiel.

"Der ist das Wichtigste", erklärt ein Herr, der dialekttechnisch wohl kein Bayer sein dürfte. Mit nordischer, sagen wir hanseatischer Klarheit, begründet er, dass ein echter bayerischer Obazda nun mal mit Kümmel gemacht werden müsse. Sonst wäre es kein richtiger. Aus. Ende. Eine Dame rückt diese Rezeptur zurecht. Es sei viel wichtiger als alles andere, einen guten Käse zu nehmen. Kümmel her, Kümmel hin. Und viel Paprika. "Entweder oder", fügt der Herr hinzu. Entweder Kümmel oder Paprika. Nun: Das Gespräch dauerte noch ein wenig. Der Verlauf: freundlich, aber ohne Ergebnis. Beide beharrten auf ihrer Meinung.

Wenn die beiden gewusst hätten! Seit ein paar Tagen ist es nämlich amtlich. Der bayerische Obazda wurde in das Qualitätsregister der Europäischen Kommission aufgenommen. Was heißt: Echter Obazda muss, auch wenn er manchmal Obatzda geschrieben wird, in Zukunft aus Bayern stammen. Die EU schützt mit diesem Gütezeichen traditionsreiche Spezialitäten vor Nachahmung. Arme Schweizer! Arme Österreicher! Eines verrät das Gütezeichen der EU-Kommission allerdings nicht: die einzig wahre Rezeptur. Echt mit Kümmel? Mit Paprika? Na, vielleicht aber auch mit Schnittlauch oder einem Schuss Weißbier.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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