Mitten in Schwabing:Erst flitzen, dann fläzen

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Jammern über das Sommerende hilft nicht - und ist auch unnötig. Schließlich lässt sich ja doch manches Relikt aus heißen Sommertagen in den Herbst retten

Von Nicole Graner

Da hilft auch kein Jammern, selbst wenn es derzeit draußen noch wunderschön ist. Der Sommer ist vorbei. Aus, Ende. Die Hängematten werden weggepackt, ebenso der Schnorchel-Kram und dünne Sommer-Fähnchen. Langärmelige T-Shirts werden rausgeräumt, erste Pullover. Und noch schnell ein neues Stück gekauft. Damit man wenigstens ein Trend-Teil hat - im angesagten Beerenton. Dass man beim Umräumen wehmütig den schönen Sommer-Erinnerungen nachhängt, ist normal. Der Urlaub, wie schön war er doch, man könnte schon wieder . . . Und jetzt die langen Nächte. Nebel, Feuchtigkeit, die unter den neuen Beerenton-Pullover kriecht. Muss das sein?

Wie gut, dass man ein Relikt aus Sommertagen nicht verräumen muss. Die wunderbare Air-Couch! Am Eisbach sah man sie oft an heißen Tagen. Und somit auch jene, die mit einem langen Schlauch aus Zeltplanenmaterial kurz hin- und herflitzten, um Luft in den Kammern zu fangen und am Ende in einem mundförmigen, bootsähnlichen Gebilde ein gepflegtes Nickerchen zu halten. Nun, das kann man ja auch bei Freunden, auf Reisen - denn das Ding ist faltbar - und zu Hause in jenem Air-Sofa, Air-Sleeping oder wie die Schunkelschiffe alle heißen. Allerdings: Der Couch durch Hin- und Herrennen Luft zuzuführen, ist so einfach nicht. Schließlich ist das Wohnzimmer ja keine Wiese. Also: Die eine Öffnung, die Hersteller sprechen vom "Mouth", aufgemacht, den ultraleichten Schlauch hinter sich geworfen und in Tippelschritten so schnell wie möglich vorbei an Bodenvasen, Stühlen, Esstisch. "Run a few steps" heißt es in der Beschreibung. Dann das Ganze drehen. Und nochmals flitzen. Sieht ziemlich dämlich aus. Und noch immer ist viel zu wenig Luft in den Kammern. Also von vorne. "Open the mouth, run a few steps, rotate und rapid roll up mouths . . ."

Hurra, es ist geschafft. Die Vase steht noch, und die beiden Kammern sind mit Luft gefüllt, die Enden umgeschlagen und zusammengeklickt. Dann der große Moment des Hineinplumpsens: Ja, wunderbar! Dieses Liegegefühl. Saubequem. Sommer im Wohnzimmer. Das ganze Jahr. Und die Couchfarbe ist voll im Herbsttrend - beerenfarben eben.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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