Mitten in Schwabing:Entspannt in den Alltag

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Auch wenn der Alltag nach den Ferien für viele schon begonnen hat: Noch erlebt man unerwartete kleine Glücksmomente

Von Nicole Graner

Sommerferien ade! Alles auf Anfang. Und alles kehrt wieder. Wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". In der alltäglichen Zeitschleife festgezurrt, beginnt gefühltermaßen alles wieder von vorn. Der Wecker klingelt zu früh, Pausenbrote werden geschmiert, die gleiche Baustelle, der wiederkehrende Stau. Wie sehr möchte man die schöne Zeit des Nichtstuns festhalten, der Planlosigkeit. Wie war es entspannend, dass man (fast) überall Parkplätze bekam, eine Stille an Plätzen herrschte, die sonst voller Menschen sind. Ach, diese Entschleunigung! Sie tat auch jenen gut, die einen Teil der Ferien arbeiten mussten. Bei leeren Kantinen, leeren Parkhäusern und recht locker arbeitenden Chefs. Und mit gewissem Bangen blickte man auf den Tag X, den ersten Schultag, den unabdingbaren Beginn der Zeitschleife.

Doch es gibt Wunder. Ganz kleine. Die Nachbarn, die sonst nie grüßten, heben die Hand und lächeln. Und tatsächlich hat der Müllmann zum ersten Mal seit langem die Restmülltonne so in die Halterung zurückgestellt, dass die Tür wieder zugeht. Dann der Stau. Wo blieb denn der am frühen Morgen in der Dietlindenstraße? Am Ring? Vielleicht haben alle sonst "Nicht-richtig-einfädeln-Könner" heimlich in den Ferien geübt. Wie auch der Müllmann.

Beim Einkaufen: Noch scheinen die Menschen am Strand zu weilen, mit dem inneren Auge über das Meer zu blicken, denn sie kaufen so ein, als hätten sie alle Zeit der Welt. Manche lassen sogar dem anderen an der Kasse den Vortritt. "Ich hab' so viel, gehen Sie ruhig." In aller Seelenruhe legt sie dann lächelnd Dinge auf das Fließband, die davon zeugen, dass sie wirklich noch an einem mediterranen Ort weilt: Wein, eine Melone, Ziegenkäse, Honig, Oliven und Weißbrot. "Immer noch in Italien, oder?", fragt die Vorderfrau. "Nein, Griechenland." Und die Urlaubs-Rückkehrerin lächelt ein bisschen verklärt. Blickt still auf die Einkäufe, hat sich schon wieder ans Meer gebeamt. Ach, möge dieser Nachferien-Zustand doch noch lange anhalten.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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