Mitten in Schwabing:Eile mit Weile

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Es gibt Tage, an denen man vielleicht am besten gar nicht erst aufgestanden wäre. Das mag sich auch ein Busfahrer der Linie 142 gedacht haben

Von Nicole Graner

Es gibt Tage, an denen man vielleicht am besten gar nicht erst aufgestanden wäre. Das mag sich der Busfahrer der Buslinie 142 am Montagnachmittag gegen 16 Uhr auch gedacht haben. Denn als er an der Rümannstraße um die Ecke in die Isoldenstraße bog, muss er die Kurve wohl zu kurz genommen haben. Kurz: Er rumpelte mit dem langen Bus über die neu verlegten Ecksteine und blieb in einer Erdmulde hängen. Kein Vorwärts-, kein Rückwärtskommen. Seit Monaten sind beide Straßen zur Baustelle mutiert. Die Seitenstreifen der Fahrbahn werden gebaut, die Gehwege neu gemacht. Die untere Rümannstraße und die obere Isoldenstraße wurden schon vor Wochen zur Einbahnstraße. Eng ist es überall. Die sich stets verändernden Laufwege nerven Radler, Fußgänger und Autofahrer. Gerade für einen Bus ist es nicht leicht, um die engen Kurven zu kommen.

Die Fahrgäste mussten aussteigen. Manche warteten, andere gingen zur nächsten Haltestelle an der Isoldenstraße, an der schon Ausschau gehalten wurde, wo denn der Bus nur bliebe. Der Unfallhilfswagen der MVG kam schnell. Mit einem kleinen, blauen, hydraulischen Wagenheber wurde der riesige Bus angehoben, man schob Bretter unter den Reifen. Dann der Versuch: Gas geben und rüber über die Steine. Die Bretter hielten. Bohrten sich aber mit dem Wagenheber beim letzten Schwung in die rechte Unterseite und rissen sie auf. Das austretende Kühlwasser floss - welch Glück - praktischerweise gleich in den Gully daneben. Das größere Glück: Der Bus war frei und schaffte immerhin noch den Weg zur Werkstatt.

"Ja, warum haben die denn den Wagenheber nicht vorher weggeräumt?", sagt eine Passantin fassungslos. Und wieder eine andere hat nur Bedauern für den Busfahrer übrig: "Wie die hier fahren müssen! Seit Wochen ist das eine Katastrophe hier. Ich kann die Fahrer nur bewundern." Zwei Dinge sind an diesem Nachmittag bei dieser "Fahrtwegstörung", wie sie der Verkehrsmeister der Stadtwerke nennt, noch bewundernswert: Die Ruhe aller Beteiligten - einschließlich des Busfahrers - und die Geduld der Fahrgäste. Die einen warteten im Bus dahinter, die anderen an den Haltestellen. Schimpfen? Fehlanzeige.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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