Mitten in Pasing:Groß denken, klein fühlen

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Das Gedrängel der Verkehrsteilnehmer am Nordausgang des S-Bahnhofs ist nur etwas für die ganz Harten

Von Jutta Czeguhn

Am Nordausgang des Pasinger Bahnhofs herrscht ein großes Mit- oder besser Gegeneinander: Fußgänger, Radler, Auto-, Bus-, Baulaster- und Taxifahrer raufen sich auf engstem Raum irgendwie zusammen, nicht immer ohne Blessuren. Viele Leute haben sich in Workshops die Köpfe heiß geredet, wie man das Entrée zur Villenkolonie funktionaler gestalten könnte. Das war vor Jahren, seither heißt es bei der Stadt, das Konzept Pasing-Nord kommt - irgendwann, bestimmt.

Besonders interessant wird sein, wie die Stadtplaner die Parkfrage lösen wollen. Schon heute gibt es dort heitere und weniger heitere Szenen. Recep Yildiz etwa, der im Bahnhof seinen Imbiss hat, klagt darüber, dass er nicht anliefern kann, ohne binnen Minuten einen Strafzettel zu bekommen. Besonders emotional ist die Sache mit dem Kiss & Ride: Autofahrer also, die vor dem Bahnhofsportal stehen und stehen und stehen, weil sie ihre Liebsten abliefern oder auf sie warten. Und so den Linienbus und alle anderen ausbremsen. Hupkonzerte!

Auch im weiteren Umfeld, in der Kurzparkzone, ist der Kampf um die wenigen Plätze hart: Eine Lücke etwa, die nicht mal souveränste Besitzer eines VW Lupo ins Auge fassen würden, wird da von einem panzergroßen Range Rover angesteuert. Die Einparkhilfe ist noch nicht erfunden, die den Wagen da ohne Kratzer (vor allem an den anderen Autos) hinein manövrieren könnte. Doch die Rover-Fahrerin ist fest entschlossen. Entweder glaubt sie, die Lücke würde sich vor Schreck dehnen, wenn sie die zwei Tonnen schwere Karosse auf sich zurollen sieht. Oder aber man hat sich schon immer getäuscht, und Leute, die mit solchen Autos herumkurven, haben gar kein überdimensioniertes Ego, sondern fühlen sich im tiefsten Grund ihres Herzens auch als Kleinwagenfahrer. Am Ende kommt es für die Frau im Rover, wie es kommen muss. Neben ihr, hinter ihr Hupen, Passanten, die höhnisch grinsen, tadelndes Kopfschütteln. Schließlich sieht man die Frau entnervt aufschnauben und davonrauschen. Parken vor dem nördlichen Pasinger Bahnhof ist eben nur etwas für die ganz Harten.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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