Mitten in München:Zu schade für den großen Schlund

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Das Ausmisten von Schränken, Kommoden und alten Möbeln kann ganz schön schweißtreibend sein. Ebenso das Entsorgen auf dem Wertstoffhof - wo man mitunter auch wieder Neues findet

Kolumne Von Nicole Graner

Die Tage des Räumens, die Tage des Ausmistens - so könnte man die Zeit zwischen Neujahr und Heilige Drei Könige gut nennen. Denn da wirken die Vorsätze noch. Zum Beispiel, jede Woche einen Schrank, eine Schublade, eine Kommode von all jenem zu befreien, das man seit Jahren brav aufbewahrt, aber nie benutzt; den Kühlschrank von alten Gewürzsoßen, das Gefrierfach von Fischstäbchen anno dazumal oder von Bratwürstchen befreien, die schon das zweite Jahr vergeblich auf die neue Grillsaison warten. Und da wären noch die eingelösten Weihnachtsgutscheine. Die Tochter hat sich ein neues Bett gewünscht. Jetzt bekommt sie es. Was heißt: altes Bett abbauen und entsorgen.

Viele Menschen haben anscheinend Bett- oder Möbel-Gutscheine bekommen, denn im nahe gelegenen Wertstoffhof ist die Hölle los. Bretter und nochmals Bretter werden aus den vollgepackten Autos gezogen und im riesigen Container versenkt. Schubladen, Matratzen, Lattenroste. Sitzgarnituren, Lederpolster und ach, was nicht alles. Frauen helfen Frauen, lange Stangen über die hohen Container-Kanten zu hieven, Männer beweisen ihre Muskelkraft und wuchten monströse Fernsehsessel in den Monster-Abfalleimer.

Mit Engelsgeduld rufen die gestandenen Männer vom Abfallwirtschaftsbetrieb den Schleppenden den richtigen Container zu, manche gestikulieren wie Verkehrspolizisten, zeigen nur noch in die Richtung des großen Schlunds, und wieder andere prüfen, ob nicht eine Kommode, ein paar Skier doch noch was für den kleinen, gläsernen Kasten sind, in dem ganz gut Erhaltenes neue Besitzer finden könnte. Ach, ja. Dieser gläserne Kasten! Da hat man ein paar Skier hingetragen, die mit der Wertung "Die gehn scho no" ein weiteres Leben bekommen haben. Und eine kleine Kommode. Kaum zwei Minuten später ist beides weg. Hat Platz im Pkw daneben gefunden. "Bin ich froh, dass wir alles weg haben", sagt ein Mann zu seiner Frau. Doch die schmunzelt ganz still vor sich hin. Aus dem Glaskasten wanderte ein Keramik-Blumentopf in Sternform heimlich ins Auto.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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